Autoversicherer: Fast jeder zehnte Unfall ist manipuliert

Düsseldorfer Polizei legt einer zehnköpfigen Bande das Handwerk: Der Chef ist ausgerechnet ein Unfallgutachter.

Düsseldorf. Durch Versicherungsbetrug entsteht den deutschen Kraftfahrtversicherern jedes Jahr ein geschätzter Schaden von mehr als 1,5 Milliarden Euro. Nach einer aktuellen Analyse des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wird in mehr als zehn Prozent der Schadensfälle in der Kfz-Haftpflicht manipuliert: bei der Schadenshöhe, bei der Abwicklung der Reparaturen - oder beim Unfall selbst.

"Autobumser" nennt der Volksmund jene Betrüger, die vorsätzlich Unfälle herbeiführen, bei denen die Schuldfrage vermeintlich eindeutig ist und die Opfer als Unfallverursacher angesehen werden. Ziel der Täter: Über den abgerechneten Blechschaden möglichst viel Geld von den Kfz-Haftpflichtversicherungen der Unfallopfer zu erschleichen.

Polizei und Staatsanwaltschaft ist jetzt nach langen Ermittlungen eine zehnköpfige "Autobumser"-Bande ins Netz gegangen, die ihre Taten im Großraum Düsseldorf beging.

Mutmaßlicher Kopf der Bande ist der Düsseldorfer Dirk G. (41), der immer noch als Kfz-Unfallgutachter tätig ist. Nach Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft spielte auch seine Frau Kirsten (40), die eine Autovermietung mit hochwertigen Mercedes-Modellen und Daimler-Chrysler-Fahrzeugen betreibt, eine zentrale Rolle.

Weitere Täter waren ein Düsseldorfer Rechtsanwalt (41), ein Mettmanner Restaurant-Besitzer (41), ein Wuppertaler Hausmeister und Alleinunterhalter (46), eine Mettmanner Hausfrau (39) sowie drei weitere Männer aus Monheim, Mettmann und Düsseldorf.

Wechselseitig verursachten sie in den vergangenen Jahren mehrere Unfälle, zumeist mit Fahrzeugen aus der Autovermietung von Kirsten G. Deren Mann Dirk stellte dann falsche, überhöhte Gutachten aus. Den verursachten Schaden schätzt die Polizei auf mindestens 80000 Euro.

Ausgang der Ermittlungen des Betrugsdezernats im Düsseldorfer Polizeipräsidium war ein von Dirk G. im April vorsätzlich verursachter Unfall. Das Opfer, eine 48-jährige Hausfrau, hatte sich nicht damit abfinden wollen, dass sie an dem Unfall schuld sein sollte - und hatte Anzeige erstattet. Die Ermittlungen führten dann zur Festnahme der Bandenmitglieder.

Die Staatsanwaltschaft will demnächst Anklage erheben.