Bonn macht das Regieren teuer

Das Pendeln vom Rhein nach Berlin verschlingt in jedem Jahr Millionen und schadet dem Klima. Nötig hat die Bundesstadt die Ministerien nicht.

Düsseldorf. Extrem teuer, klimaschädlich und längst überflüssig - das ist das vernichtende Expertenurteil zur Beibehaltung von Bonn als zweiten Sitz der Bundesregierung.

Pro Jahr fallen zwischen den beiden Städten rund 66 000 Dienstreisen von Beamten an, die zwischen den Standorten hin- und her pendeln - vor allem mit dem Flugzeug. Dabei werden 20 000 Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid freigesetzt. Das entspricht nach einer Berechnung der Umweltschutzorganisation "Atmosfair" der Menge an Treibhausgasen, die 10000 Autos mit einer Jahresfahrleistung von 12 000 Kilometern ausstoßen. Dafür zahlt die Bundesregierung einen Ablass von 594 000 Euro im Jahr.

Auf dem Flughafen Köln-Bonn ist auch die Flugbereitschaft der Bundesregierung stationiert. Die fliegt im Jahr alleine 306 000 Kilometer ohne ein Regierungsmitglied an Bord. Der Grund: Sie muss zwischen Bonn und Berlin pendeln. Die Kosten: rund 700 000 Euro.

Doch das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den tatsächlichen Kosten, die wegen des doppelten Standorts jährlich anfallen. Nach Berechnungen des Steuerzahlerbundes sind es rund neun Millionen Euro jährlich, die alleine für die Flüge und Zugfahrten anfallen. Dazu kommen umgerechnet fünf Millionen Euro für die Arbeitsstunden, die die Staatsdiener in den Zügen und Flugzeugen, aber nicht am Schreibtisch verbringen.

Erstmals stellt auch eine eigene Studie der Bundesregierung die Regelung in Frage: Bonn habe nach dem Umzug großer Teile der Bundesregierung nach Berlin sogar noch Arbeitsplätze gewonnen. Mehr als 49 000 Stellen seien in der Bundesstadt entstanden, heißt es im Gutachten der Bundesregierung. Dazu hat auch die Ansiedlung von Bundesbehörden wie Kartellamt und Finanzaufsicht beigetragen. Bonn ist zudem Sitz der Telekom und der Deutschen Welle und eine große UN-Nebenstelle.