Fahrkarten: Automaten-Abi bei der Bahn
Wenn einer eine Reise tut, muss er zunächst ein Ticket kaufen. Wie das geht, dafür gibt es einen Volkshochschul-Kurs.
Viersen. Zugfahren ist einfach. Auf den Fahrplan schauen, das richtige Gleis finden und einsteigen. Wenn da nicht vorher die Sache mit der Fahrkarte wäre. Früher ging man dann zum Schalter, erklärte seine Wünsche, wurde freundlich bedient und erhielt meist auch die günstigste Fahrkarte für die gewünschte Verbindung. Heute heißt die Fahrkarte Ticket, und der Schalterbeamte ist Geschichte.
Die Herausforderung ist Rot, es steht "Bahn" drauf, und in der Mitte befindet sich ein Bildschirm. "Touchscreen" heißt das Zauberwort. Wer also Berührungsängste hat und nicht mit dem Finger auf den Bildschirm tippt, kann ewig warten. Weil viele Senioren genau diese Probleme haben, hat die Volkshochschule Viersen den Kurs "Wie bediene ich einen Fahrkartenautomaten richtig" ins Kursverzeichnis aufgenommen.
Der Andrang hat selbst VHS-Direktor Hans-Jürgen Horst überrascht. 20 Leute sollten es sein, gut 30 waren es - und noch einmal 20 stehen auf der Warteliste. Karl-Horst Spratte (64) ist extra aus Mönchengladbach zu dem kostenlosen Automatenkurs angereist: "Bei uns gibt es den noch nicht." Ihm hilft die Stunde im zugigen Bahnhofsgang von Viersen. "Das ist ja ganz logisch aufgebaut", stellt er fest. Als erstes will er nun nach Flensburg reisen.
Ruth Ziegler (70) hat aufgeschrieben, was sie fragen will. "Das mit der Barzahlung habe ich jetzt verstanden, und welche Scheine angenommen werden." Wie man Fahrkarten im Voraus bestellt, ist ihr auch klar. Wie man aber an den jeweils günstigsten Preis herankommt - das ist für sie nicht deutlich genug herausgekommen. "Und wo ich für eine Platzreservierung klicken muss, habe ich auch nicht behalten." Sie will mit ihrem Mann und Hund Mücke jetzt öfter mal Bahnfahren, deshalb war der Kurs Pflicht.
"Es ist ganz einfach", erklärt Bahn-Mitarbeiter Rainer Schröder. "Lesen - drücken - lesen - drücken. Sie können am Automaten nichts falsch machen." Außerdem ist es hier billiger als im Reisezentrum .
Nun versuchen Margit Schmidt und ihre Freundin ihr Glück - und scheitern. Gemeinsam nach Köln und zurück, eigentlich kein Problem. Nur spuckt der Automat als günstigste Fahrt 57,60 Euro aus und nicht die 34 Euro, von denen vorher die Rede war. Bahn-Mitarbeiter Rainer Meetz hilft: "Nicht auf Fahrkarten klicken, sondern direkt auf NRW-Ticket."
Da gibt es den "Schöner Tag"-Tarif, und nur da. Köln liegt nämlich außerhalb des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Auch wer einen VRR-Ermäßigungs-Fahrschein besitzt und über dessen Grenzen hinaus fahren will, schaut am Automaten in die Röhre. Beispiel wieder Köln: In Rommerskirchen ist Schluss. Das Anschlussticket kann man aber erst dort lösen, nicht vorher in Viersen oder anderswo im VRR. Und so lange, bis man dort am Automaten das Ticket nach Köln gezogen hat, wartet kein Zug. Noch nicht einmal an der Grenze des VRR.