Gespannte Ruhe vor rechtsradikalem Aufmarsch

Bürgerliches Lager setzt mit Menschenkette Zeichen gegen Nazis. Rechte jagten Ausländer durch die Stadt.

Köln. Der Auftakt eines dreitägigen Treffens von Rechtsradikalen in Köln ist gestern überwiegend friedlich verlaufen. Im Vorort Rodenkirchen kam es zwar zu Auseinandersetzungen mit Linksautonomen, es wurde aber niemand verletzt. Eine geplante Stadtrundfahrt der Rechten zu sogenannten "multikulturellen Brennpunkten" Kölns wurde von der Polizei kurzfristig als "nicht hinzunehmende Provokation" verboten.

Die rechtspopulistische Wählervereinigung "ProKöln", die Gleichgesinnte aus mehreren Ländern zu einem "Anti-Islamisierungskongress" in die Domstadt geladen hatte, habe durch "Taktieren und Falschmeldungen" eine Gefahrensituation entstehen lassen, kritisierte die Polizei. "Wir haben durch gezieltes Eingreifen Schlimmeres verhindert."

Mehr als 3000 Polizisten aus NRW und anderen Bundesländern sind in Köln im Einsatz. Die Atmosphäre war zeitweise sehr angespannt. Acht Gegendemonstranten wurden festgenommen. Ein Ausländer wurde von Rechtsradikalen verfolgt. Gegendemonstranten, die Plakate wie "Pro Hirn - statt pro Köln" trugen, gingen auf einen "Pro-Köln"-Funktionär los.

Vor der Moschee der Türkisch-Islamischen Union Ditib im Stadtteil Ehrenfeld bildeten mehrere hundert Menschen eine Menschenkette, in die sich auch NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) einreihte. Die Ditib will in Ehrenfeld eine repräsentative neue Moschee bauen, gegen die "Pro Köln" seit Monaten agitiert.

Die rechtsradikale Gruppe "Pro Köln", die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, wollte gestern eine Pressekonferenz auf einem Schiff abhalten, nachdem die Stadt ihr die Nutzung städtischer Räume untersagt hatte. Als Gegendemonstranten das Schiff mit Steinen bewarfen, legte es mit nur wenigen Journalisten an Bord ab und fuhr stundenlang auf dem Rhein herum.

Für heute kündigten die Rechtspopulisten eine Kundgebung mit bis zu 1500 Teilnehmern auf dem Heumarkt an. Dagegen wollen mehrere zehntausend Menschen in der City demonstrieren.