Sommer bekennt sich zur Gesamtschule - Streit um Unterrichtsausfall

Die Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen sollen nicht abgeschafft werden. Auf Drängen der Opposition bekannte sich die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU) im Landtag zum Fortbestand der immer wieder umstrittenen Schulform.

Düsseldorf. Die Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen sollen nicht abgeschafft werden. Auf Drängen der Opposition bekannte sich die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU) im Landtag zum Fortbestand der immer wieder umstrittenen Schulform. "Ich stehe zu den Gesamtschulen - auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen", sagte Sommer am Donnerstag im Parlament.

Mit einer anderen Forderung setzten sich SPD und Grüne in der breiten Bildungsdebatte in der 100. Plenarsitzung dieser Legislaturperiode allerdings nicht durch: Eine Unterrichtsausfall- Statistik für jede einzelne Schule soll es in NRW nicht geben. Eine solche Anforderung verursache überzogene Bürokratie und weiteren Unterrichtsausfall, sagte Sommer in einer Aktuellen Stunde des Parlaments.

Die Opposition warf der Ministerin daraufhin Wortbruch vor. Eine sogenannte schulscharfe Ausfall-Statistik habe die Landesregierung seit ihrem Amtsantritt mehrfach zugesagt, kritisierte Ex- Schulministerin Ute Schäfer (SPD). Sommer will stattdessen im nächsten Jahr eine regionalisierte, auf die fünf Regierungsbezirke herunter gebrochene Statistik präsentieren.

Die zu Wochenbeginn veröffentlichte Statistik der Landesregierung zum Unterrichtsausfall ist aus Sicht der Opposition geschönt. Die Stichprobe an rund 300 Schulen sei für über 6200 allgemeinbildende Schulen nicht repräsentativ, kritisierten SPD und Grüne. Sommer bekräftigte dagegen, zwei Prozent Unterrichtsausfall an den Schulen seien der geringste je gemessene Wert.

Die Grünen bemängelten, vieles in der Statistik falle unter den Tisch: Fachunterricht, der grundsätzlich nicht erteilt werden könne, und Freiarbeit tauchten nicht auf. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte das Schulministerium auf, an jeder Schule eine Vertretungsreserve auszuweisen. Dieser Puffer müsse mindestens vier Prozent des Gesamtvolumens an Lehrerstellen ausmachen, teilte der GEW-Landesvorsitzende Andreas Meyer-Lauber in Essen mit.

In der Gesamtschul-Debatte verwies der kleine Partner der CDU/FDP- Koalitionspartner erneut auf bildungspolitische Beschlüsse von CDU und FDP, die die Gesamtschul-Oberstufe nicht mehr vorsähen. Darüber sei allerdings erst in Zukunft zu entscheiden, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Ralf Witzel.

Die Opposition warf der Schulministerin vor, sie habe Gesamtschulen unter anderem mit Äußerungen über ein "Abitur light" diffamiert. Der SPD-Abgeordnete Wolfgang Große Brömer sprach von einer "Nadelstich- Politik gegen Gesamtschulen", die unter anderem eine schlechtere Lehrerausstattung hätten als Gymnasien. Die Grünen forderten in einem Antrag "ein klares Ja zur gymnasialen Oberstufe an Gesamtschulen".

Sommer versicherte: "Ich gebe den Gesamtschulen alle Hilfe, um sich auch in Zukunft als Bestandteil des Schulsystems behaupten zu können." Die Gesamtschule sei im Schulgesetz als Teil des gegliederten Schulsystems verankert - inklusive ihrer Oberstufe. "Ich habe nicht vor, daran etwa zu ändern. Ich weiß aber auch, dass wir etwas besser machen können."

Die Vorgängerregierung habe sich "die Gesamtschule schöngeredet", bekräftigte Sommer. Fakt sei aber, dass hier die Durchschnittsnoten im Abitur und im Leistungskurs Mathematik schlechter und die Durchfaller- Quoten höher seien als im Gymnasium. "Ich werde diese Tatsache nicht länger hinnehmen", unterstrich Sommer. "Ich werde alles tun, damit Gesamtschulen die gleichen Chancen haben."