Wenn sich der Mythos CSU selbst entzaubert

Bayerns 50-plus-x-Partei droht in einer Woche der Abstieg zur ganz normalen Volkspartei.

München. Erwin Huber plus Günther Beckstein sind nicht gleich Edmund Stoiber. Wie wenig der neue CSU-Chef und der neue bayerische Ministerpräsident in der Lage waren und sind, den von ihnen in die Wüste geschickten Vorgänger zu ersetzen, wird sich morgen in acht Tagen zeigen - endgültig.

Dann werden die Christsozialen vermutlich zu einer ganz normalen Volkspartei degradiert, die im schlimmsten Fall sogar eine Koalition bilden muss, um an der Macht zu bleiben. Bayern, der weiß-blaue Himmel und die CSU wären nicht mehr austauschbare Synonyme. Der jahrzehntelang selbst beschworene "Mythos CSU" als Regionalpartei mit bundes- und sogar europaweiter Bedeutung wäre faktisch zerstört.

Ein Jahr lang hat sich Stoiber zurückgehalten. Er hat sich, anders als erwartet, nicht in das Geschäft seiner Nachfolger eingemischt wie ein Altbauer, der nach der Übergabe an seinen Sohn weiter den Hof beherrscht. Doch bei den wenigen Wahlkampf-Auftritten im Bierzelt gab es zuletzt eine gezielte Botschaft Stoibers, die Huber und Beckstein noch zu schaffen machen dürfte. Sie lautet: "50 Prozent, das ist die Aufgabe, die meine Nachfolger bestehen müssen."

Die jüngsten Umfragen gehen übereinstimmend von 47 Prozent aus. Man stelle sich das vor: Das wäre satte 14Punkte vom 60,7-Prozent-Ergebnis entfernt, das Stoiber 2003 erreicht hatte. Mit 124 von 180 Sitzen stellt die CSU im Landtag seitdem eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Die SPD war mit 19,6 Prozent marginalisiert. Bis auf die Grünen schaffte es keine kleine Partei, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen.

Der Wahlkampf verlief bislang aus CSU-Sicht eher mau. Mit dem Thema Pendlerpauschale war kein Blumentopf zu gewinnen, weil das die CDU und die Kanzlerin bis zuletzt abblockten. Die Pro-Atomkraft-Kampagne wurde still und heimlich beerdigt, nachdem Pannen im Atomlager Asse beinahe für einen PR-Gau gesorgt hätten.

Und dann war da noch die Sache mit den zwei Maß Bier. Dass Beckstein habe sagen wollen, man könne nach dem Genuss von knapp zwei Litern Bier noch mit dem Auto fahren, sei eher eine Maßlosigkeit böswilliger Auslegung - hieß es bei der CSU. Doch der Schaden war da.

Richtig gefährlich könnte jetzt noch die neue Schieflage bei der Bayern-LB werden. Der Landesbank drohen weitere Verluste in dreistelliger Millionenhöhe, weil sie mit der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers zusammengearbeitet haben soll. Damit gerät automatisch Finanzminister Huber in Bedrängnis, der Vize-Chef des Bayern-LB-Verwaltungsrats ist.

Sollte die Linkspartei den Sprung in den Landtag verfehlen, könnte ein 47-Prozent-Ergebnis dennoch für die absolute Mehrheit der Sitze reichen. Ob das aber auch für das politische Überleben Hubers und Becksteins reicht?

Edmund Stoiber hat die Antwort darauf schon gegeben.