Verein „Medizin mit Herz“ Großrazzia gegen Terror-Unterstützer
Im Visier der Ermittler sind zwei Brüder, die aus Algerien stammen. Sie sollen seit Jahren eine Al-Kaida-nahe Miliz unterstützen.
Düsseldorf/Karlsruhe/Bonn. Rund hundert Polizisten haben am Mittwoch bei einer Großrazzia gegen mutmaßliche Terror-Unterstützer mehrere Wohnungen und andere Objekte in Nordrhein-Westfalen durchsucht. Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit, ohne genaue Orte der Razzia zu nennen. Der Großraum Bonn soll aber ein Einsatzgebiet gewesen sein. Zeitgleich gab es auch Durchsuchungen in Großbritannien. Über den Bezug zum Königreich hüllte sich die Bundesanwaltschaft ebenfalls in Schweigen.
Im Mittelpunkt der Aktion in Nordrhein-Westfalen stand laut NRW-Innenministerium der 2013 gegründete Verein „Medizin mit Herz“ mit Sitz in Hennef bei Bonn, der früher „Medizin ohne Grenzen“ hieß.
Die Akteure des Vereins seien der extremistisch-salafistischen Szene im Rheinland zuzuordnen, berichtete NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). „Es geht jetzt darum, Beweismittel zu sichern und herauszufinden, woher das Geld kommt“, so Jäger weiter.
Im Visier der Ermittler sind zwei Brüder aus Algerien, die seit mehreren Jahren die Al-Kaida-nahe Miliz Fatah-al-Scham-Front — die frühere Al-Nusra-Front — unterstützt haben sollen. Die Bundesanwaltschaft stuft die Organisation als ausländische terroristische Vereinigung ein. Die Männer (32/39) haben nach Erkenntnissen des NRW-Innenministeriums „unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe“ Spenden für die islamistische Miliz gesammelt. Offiziell hatten sie im Rahmen von Hilfskonvois Krankenwagen, diverses medizinisches Gerät, Medikamente und Nahrungsmittel nach Syrien geliefert, allerdings war der Adressat offenbar die islamistische Miliz.
Der ältere Bruder ist nach Angaben des NRW-Innenministeriums Vorsitzender des Vereins „Medizin mit Herz“, der jüngere ist als bekannter salafistischer Prediger „eng in die Aktivitäten des Vereins eingebunden“. Der Verfassungsschutz NRW beobachtet „Medizin mit Herz“ seit geraumer Zeit und hatte schon im Verfassungsschutzbericht 2015 festgestellt, dass der Verein „mit Personen und Organisationen in Syrien zusammenarbeitet, die vor Ort logistische Aufgaben erfüllen“. Wegen der radikal-islamistischen Ausrichtung der Akteure kann damit keine humanitäre Hilfe gemeint sein.
Mit den weiteren Ermittlungen wurde das Landeskriminalamt betraut, teilte die Bundesanwaltschaft mit.