JVA Siegburg: Zwei Selbstmorde in nur 4 Tagen

Der Mönchengladbacher Nico Z. nahm sich am Mittwoch das Leben. Am Sonntag hatte sich ein 19-Jähriger erhängt.

Siegburg. Ausgerechnet die Justizvollzugsanstalt Siegburg: Innerhalb von nur vier Tagen haben sich dort zwei junge Häftlinge selbst getötet. Gestern Morgen entdeckten die Vollzugsbeamten die Leiche des Mönchengladbachers Nico Z. (20) in dessen Zelle. Er hatte sich erhängt. Z. war im August wegen Mordes zu neun Jahren Haft verurteilt worden, weil er seine Freundin Vanessa mit 34 Messerstichen getötet hatte. Bereits am Sonntag hatte sich ein Mitgefangener (19) am Fenstergitter seiner Zelle erhängt.

NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU), die sich vor Ort informierte, erklärte, es läge kein Fehlverhalten seitens der Haftanstalt vor. Niko Z. sei von der JVA Heinsberg im März in die JVA Siegburg bei Bonn gekommen und seitdem in psychologischer Behandlung gewesen. Es habe keine Hinweise auf eine Suizidgefahr gegeben.

Der junge Mann habe in einem Abschiedsbrief von persönlichen Problemen berichtet und geschrieben: "Es musste passieren, jetzt ist es soweit." Es werde zwar weiter ermittelt, ein Fremdverschulden sei aber auszuschließen, erklärte die Ministerin. Auch bei dem 19-Jährigen, der in seiner Zelle ebenfalls einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte, gehen die Ermittler von Suizid aus.

Jedoch befürchtet die Ministerin weitere Selbsttötungen: "Es besteht die Gefahr, dass es zu Nachahmungshandlungen kommt." Daher hat bereits ein Spezialisten-Team von Psychologen die Arbeit aufgenommen, betreut die JVA-Insassen.

Das Siegburger Gefängnis war wegen des Foltermords an einem jungen Insassen im November 2006 in die Schlagzeilen und zum Politikum geraten. Drei junge Männer (18 bis 21) hatten in einer Gemeinschaftszelle einen Mithäftling stundenlang gequält, vergewaltigt und schließlich zum Selbstmord gezwungen.

Als Konsequenz aus der Tat stellte das Justizministerium die Gefängnis-Belegung von Gemeinschafts- auf Einzelzellen um. Das Landgericht Bonn verurteilte die Täter im Oktober zu Haftstrafen zwischen zehn und 15 Jahren. Ein Untersuchungsausschuss des Landtags befasst sich derzeit mit der Tat.