Kommunistin Wagenknecht tritt nun in Düsseldorf an
Politikerin der Linken will in den Bundestag.
Düsseldorf. Sahra Wagenknecht hat etwas von einer Polit-Touristin. 1998 kandidierte die heute 39-Jährige in Dortmund für den Bundestag, ging dann für die Linke ins Europa-Parlament nach Straßburg und Brüssel und strebt jetzt erneut in den Bundestag. Das Sprungbrett für die bekennende Kommunistin soll im September Düsseldorf sein, genauer gesagt der Wahlkreis Düsseldorf-Süd. Einstimmig hat sich der Kreisvorstand der Linken in Düsseldorf für Wagenknecht ausgesprochen, Mitte März wird sie offiziell aufgestellt.
Überraschend ist das insofern, als Sahra Wagenknecht auch in Essen und vor allem im Kreis Mettmann als Kandidatin gehandelt wurde - dort sollte sie medienwirksam gegen Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) antreten. Doch der Mettmanner Kreisvorstand hatte die Rechnung ohne die eigenwillige Marxistin gemacht, und die Kandidatur herausposaunt, ohne mit Wagenknecht wirklich verhandelt zu haben. Die wählt nun die Bühne Landeshauptstadt: "Wir sind seit August 2008 mit ihr im Gespräch, sie ist eine erstklassige, wirtschaftlich kompetente Kandidatin", sagt Frank Laubenburg, Vorstand der Düsseldorfer Linken.
Wirtschaft freilich ist für Sahra Wagenknecht eigentlich ein Schimpfwort. Die Galionsfigur der "Kommunistischen Plattform" innerhalb der Linskpartei polemisiert mit Feuereifer gegen Marktwirtschaft und Kapitalismus. Radikale Umverteilung von oben nach unten ist das Credo der äußerlich an Rosa Luxemburg erinnernden Politikerin. Die Kommunistische Plattform ist einer der Gründe, warum der Landesverfassungsschutz die Linkspartei beobachtet.
Geboren in Jena, wuchs Sahra Wagenknecht in Ost-Berlin auf und trat noch im Frühjahr 1989 in die SED ein. Ihr Verhältnis zur DDR war gespalten: Einerseits eckte sie in der biederen Diktatur - etwa bei der FDJ - öfter an, andererseits verstieg sie sich mehrfach zu ideologischen Rechtfertigungen nicht nur des DDR-Regimes, sondern auch des Stalinismus.
Ihre Chancen, im nächsten Bundestag zu sitzen, stehen gut. Denn sie soll auf der Landesliste der Linken für die Wahl im September auf Platz 5 platziert werden, sagt Ralf Michalowsky, stellvertretender Landeschef der Linken. Auch die Landespartei hatte sich lange gegen die Ansprüche und das Promi-Gehabe Wagenknechts gesperrt. Nun scheinen die NRW-Linken ihren Frieden mit ihr gemacht zu haben.