Keine Besserung im Stauland NRW in Sicht Landtag streitet über Rheinbrücke
Die vier Lkw-Sperranlagen verschärfen das Problem am Nadelöhr Leverkusen. Und der Lkw-Verkehr wird noch zunehmen.
Düsseldorf. Dass NRW Rekordland bei der Länge der Staus ist, wurde von der Opposition im Landtag schon des Öfteren angeprangert. Am Donnerstag attackierten CDU und FDP den SPD-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) dafür, dass er durch seine Maßnahmen die Lage am Nadelöhr Leverkusener Rheinbrücke, über die täglich im Durchschnitt 100 000 Fahrzeuge rollen, noch verschärft habe.
Zum einen dadurch, dass viel zu spät mit konsequenten Maßnahmen darauf reagiert worden sei, dass schwere Lkws die Brücke jahrelang trotz Verbots weiterhin befahren hatten. Zum anderen dadurch, dass die vier Lkw-Sperranlagen selbst lange Rückstaus erzeugen, wenn Lkw-Fahrer bewusst oder ungewollt in die Sperren hineingeraten und wieder herausfahren müssen.
Unwidersprochen vom Verkehrsminister zitierte die CDU dabei einen Sprecher des Landesbetriebs Straßenbau, dass seit Inbetriebnahme der Anlagen bereits 3500 Lkws gestoppt worden seien. Dann gehe hinter dem festgesetzten Laster erst einmal gar nichts mehr, wird der Sprecher zitiert.
Die Sperranlage funktioniert so, dass an den Schranken zunächst die Fahrbahnbreite verengt wird. Dann werden die Fahrzeuge gewogen und gescannt. Sind sie zu schwer, springen zwei Ampelanlagen vor und hinter dem Lkw auf Rot und die Schranke senkt sich. Daneben gibt es eine Spur, über die der Lkw abgeleitet wird.
Groschek verteidigte sich damit, die einzige Alternative sei eine Vollsperrung der Brücke. „Und die wäre unverantwortlich gewesen.“ Er bekräftigte, die Landesregierung gehe fest davon aus, dass der erste Teil des Brückenneubaus wie geplant 2020 für Pkws und Lkws zur Verfügung stehe und die Brücke ab 2023 fertig sei. Die eigentliche Lösung könne aber nur eine stärkere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene oder auch auf Wasserstraßen sein. Der Minister kündigte aber auch an, dass probeweise eine zweite Fahrspur in einem Einfädelungsbereich des Nadelöhrs freigegeben werden solle. Zudem soll die Einrichtung von Behelfsausfahrten geprüft werden.
Im Interview prognostiziert der Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen noch eine Zunahme des Lkw-Verkehrs. Ein Grund sei der nicht vorgesehene Ausbau der Eisenbahnstrecke nach Antwerpen. „Ein Lkw nutzt die Straße aber so ab wie 60 000 Pkws.“
Verkehrsexperte Jürgen Gerlach von der Bergischen Universität Wuppertal sieht neben genereller Überlastung, Baustellen und Unfällen auch das individuelle Fahrverhalten als Ursache für Staus. Neben einer wachsenden Zahl an Gaffern würden zu dichtes Auffahren und in der Folge abruptes Bremsen Behinderungen auslösen. „Stauvermeidend ist eine Fahrweise, die sich harmonisch ohne abrupte Fahrmanöver an den vorhandenen Verkehrsfluss anpasst.“