Landtagsdebatte: Sogar Grüne loben den Eon-Chef

Die Parteien besprechen den Schwenk des größten Energieversorgers in Richtung Erneuerbare Energien.

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Düsseldorf. Das hätte sich Johannes Teyssen wohl nicht träumen lassen — dass ihn einmal ein hochrangiger Grünen-Politiker lobt. So geschehen am Freitag im Düsseldorfer Landtag, wo NRW-Umweltminister Johannes Remmel den Eon-Chef „einen Interessenvertreter des neuen Systems“ nennt.

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Das Parlament debattiert über die Entscheidung des größten Energieversorgers Eon, sich auf Erneuerbare Energien, Energienetze und intelligente Kundensysteme zu konzentrieren. Das Geschäft mit Atom, Kohle und Gas soll an ein neues börsennotiertes Unternehmen abgegeben werden.

Remmel begrüßt, dass bei den Erneuerbaren Energien „ein großer Player entsteht“. Auch Grünen-Abgeordnete Wibke Brems findet das von Eon ausgehende Signal positiv. Wesentlich skeptischer beurteilt Dietmar Brockes, energiepolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, den Eon-Kurswechsel: „Der Branchenprimus gibt auf, kehrt der Marktwirtschaft den Rücken und begibt sich vollends in die Subventionswirtschaft und damit in den Einflussbereich der Politik.“ Künftig würden sich Konzernbilanzen nach EEG-Vergütungssätzen und durchregulierten Netzentgelten richten, befürchtet Brockes.

Was Remmel mit deftigen Worten kontert: „Sie haben den Knall nicht gehört. Sie sind aus der Zeit gefallen“, poltert er. Die Zeiten der Unterstützung für Kohle- und Atomenergie seien vorbei.

Applaus für die Eon-Entscheidung gibt es auch von den Piraten. Kai Schmalenbach jubelt: „Die Dinosaurier der Energiegewinnung haben ausgedient.“ Die Politik müsse nun auch den nächsten Schritt gehen und ein Kohleausstiegsgesetz machen. Was Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) brüsk zurückweist.

„Die konventionelle Energieerzeugung benötigen wir zwingend noch für lange Zeit, um die fluktuierende Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien zu ergänzen.“ Auch Rainer Schmeltzer (SPD) lobt, dass Eon „eine strategisch richtige Position“ einnehme. Für Thomas Kufen (CDU) ist allerdings noch offen, ob die Eon-Entscheidung als „Befreiungsschlag oder Kapitulation“ anzusehen ist.

Immer wieder wird in der Debatte betont, dass die Aufspaltung nicht dazu führen dürfe, dass am Ende nicht genügend Geld für den Rückbau der Atomkraftwerke da sei. Die Kosten für die Folgen seiner Entscheidungen habe das Unternehmen selbst zu tragen, sagt Duin. Es müsse ausreichende Vorkehrungen für den Rückbau der Atomkraftwerke treffen.

Die künftige Eon-Gesellschaft für die Stromerzeugung mit Atomkraft, Kohle und Gas und mit etwa 20 000 Beschäftigten soll nach den Eon-Plänen ohne Kapitalmarktschulden und mit den kompletten Atomrückstellungen des Konzerns in Höhe von 14,5 Milliarden Euro starten. Der für die Erneuerbaren Energien und Energienetze zuständige restliche Eon-Konzern soll 40 000 Mitarbeiter haben.