Befürworter und Gegner Mehr Flugbewegungen am Airport Düsseldorf: Gegner treffen Befürworter

Am Montag startet in Düsseldorf die Anhörung: Einwände gegen eine Erhöhung der erlaubten Starts und Landungen werden diskutiert.

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Düsseldorf. Das Verfahren um die Kapazitätserweiterung des Düsseldorfer Flughafens kommt in die heiße Phase. Am Montag findet in der Düsseldorfer Messe der große Erörterungstermin statt, bei dem die zahlreichen Gegner Gelegenheit haben, ihre bereits schriftlich eingebrachten Bedenken zu erläutern und mit dem Flughafen zu diskutieren. Die Bezirksregierung Düsseldorf organisiert das nicht-öffentliche Mammut-Event, entscheiden muss in den nächsten Monaten das Landesverkehrsministerium.

Der Flughafen Düsseldorf möchte, wie es im Planungsdeutsch heißt, „tiefbauliche Änderungen der vorhandenen Flughafenanlage“ vornehmen. Es geht um acht neue Flugzeug-Abstellpositionen sowie die Erweiterung von Flugbetriebsflächen im Vorfeldbereich. Viel wichtiger ist aber dieser Wunsch: eine „Erhöhung der im Voraus planbaren Flugbewegungen in nachfragestarken Zeitstunden am Tage wie auch die bedarfsgerechte Anpassung der Nutzungsmöglichkeiten beider Start- und Landebahnen zur Abwicklung des Verkehrsaufkommens“.

Konkret heißt das: Es sollen bis zu 60 Flugbewegungen pro Stunde anstatt der aktuell 47 abgewickelt werden. Ein Flughafensprecher betont aber: „Das bedeutet nicht, dass dieses Mehr an Flügen auch an allen Punkten in Düsseldorf, Ratingen, Essen, Krefeld oder einer anderen Kommune Auswirkungen hätte.“ Die Flugbewegungen verteilten sich etwa gleichmäßig auf Starts und Landungen. Somit könnten sich in einer Spitzenstunde zum Beispiel die Starts um sieben Bewegungen und die Landungen um sechs Bewegungen erhöhen. Die Starts teilten sich dann im weiteren Verlauf noch auf unterschiedliche Abflugrouten auf, so dass die Erhöhung der Flugbewegungen in dieser Spitzenstunde je nach Lage der Kommune noch geringer ausfalle. Die Lärmbelastung, so die Voraussage des Flughafensprechers, würde sich somit für viele einzelne Gebiete kaum wahrnehmbar ändern.

Der Flughafen argumentiert, dass es seit Jahren insbesondere in den stark frequentieren Tageszeiten eine große Übernachfrage der Airlines nach Zeitfenstern für Starts und Landungen (Slots) gebe. Darum will man die vorhandene Kapazität ausschöpfen und den Fluggesellschaften dadurch in den nachfragestarken Zeiten mehr Slots anbieten. Damit trage der Airport zur Stärkung Nordrhein-Westfalens im globalen Wettbewerb bei. Und man argumentiert auch mit einem zu erwartenden Plus an Arbeitsplätzen.

Während etwa die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein die Pläne mit Nachdruck unterstützt, da dies die Wettbewerbssituation der Unternehmen stärke, sieht beispielsweise die Stadt Krefeld vor allem die negativen Seiten: dass nämlich nach der Kapazitätserweiterung deutlich mehr Flugbewegungen über Krefeld zu verzeichnen wären — mit den damit verbundenen Fluglärmauswirkungen.

Seit das Verfahren 2015 auf die Spur gesetzt wurde, gibt es laut Bezirksregierung Düsseldorf etwa 40 770 Einwendungen.

Kritiker der Kapazitätserweiterung befürchten neben der Belastung am Tag, dass es noch mehr Landungen nach 23 Uhr geben wird als bisher schon. Im vergangenen Jahr waren es bereits 1991 Landungen nach 23 Uhr (2015: 1345) Die Anzahl der Nachtstarts lag 2016 bei 153 (2015: 122). Je mehr Flüge es gebe, umso mehr Verspätungen drohten, sagen nun die Kritiker. Der Flughafen hingegen argumentiert, dass es gerade mit der neuen Betriebsgenehmigung mehr Flexibilität gebe und man schon tagsüber aufkommende Verspätungen abbauen könne.

In dem Erörterungstermin am Montag — denkbar sind mehrere Folgetermine, je nach Beteiligung — wird keine Entscheidung getroffen. Es geht um eine unmittelbare Beteiligung der Betroffenen, ihre Anhörung und um die Diskussion des Vorhabens. Doch die Sache hat freilich, so kurz vor den Landtagswahlen, eine große politische Bedeutung. Dass hier schon durch die rot-grüne Landesregierung ein Riss geht, wurde bereits im Mai vergangenen Jahres bei einer heftig ausgetragenen Landtagsdebatte deutlich. Die Grünen hatten zuvor ohne Absprache mit dem Koalitionspartner SPD ein Positionspapier vorgelegt. Darin sprachen sie sich gegen die beantragte Kapazitätserweiterung des Flughafens aus, da es an den kleineren Flughäfen in NRW (Dortmund Paderborn/Lippstadt, Münster/Osnabrück und Weeze) noch Kapazitäten gebe. Auf diese könnten etwa Kurzstreckenflüge oder Charter-Urlaubsflieger verlagert werden, die bisher über Düsseldorf abgewickelt werden. Auch sollten Kurzstreckenflüge auf die Schiene verlagert werden.

SPD-Verkehrsminister Michael Groschek lobte daraufhin den Flughafen als einen „roten Teppich im Rahmen der Globalisierung“ und fragte: „Warum sind denn so viele chinesische und japanische Unternehmen hier?“ Und gab gleich selbst die Antwort: weil man von Düsseldorf aus in die Welt starten könne. „Das ist gut, und das muss so bleiben. Ein weltoffenes Land braucht Perspektiven für einen weltoffenen Lufverkehr“, sagte Groschek. Der Verkehrsminister wird am Ende derjenige sein, der über die Kapazitätserweiterung entscheidet. Das muss freilich nicht Groschek persönlich sein — im Mai sind bekanntlich Landtagswahlen.