Nach Duisburger Morden: Mafia-Razzia in Italien

Acht Festnahmen bei der Aktion gegen die ’Ndrangheta – aber die Killer sind immer noch auf freiem Fuß.

Reggio Calabria/Duisburg. Neun Monate nach der Bluttat der Mafia in Duisburg hat die italienische Polizei am Mittwoch in einem Schlag gegen die kalabrische ’Ndrangheta acht Verdächtige verhaftet. Die Polizei rückte in den Morgenstunden in der Region von Reggio Calabria im Süden und in Norditalien mit insgesamt zehn Haftbefehlen an und führte unter anderem die Frau und die Schwester des Clan-Bosses Francesco Vottari ab, berichteten italienische Medien.

Die Polizeiaktion gegen die ’Ndrangheta steht im Zusammenhang mit Anti-Mafia-Ermittlungen, die nach der Bluttat in Duisburg mit sechs erschossenen Italienern ausgeweitet worden waren. Unter den Verhafteten soll nach ersten Angaben aber keiner der Tatverdächtigen sein. Die Ermittler werfen ihnen Zugehörigkeit zur Mafia und kriminelle Geschäfte mit Waffen und Sprengstoff in der Region von San Luca sowie in Deutschland, vor allem in Duisburg und Kaarst, vor.

Vor zwei Monaten hatte die Polizei in Süditalien Güter der Mafia-Organisation im Wert von 150 Millionen Euro beschlagnahmt. Häuser, Grundstücke und Luxusautos wurden konfisziert, die den berüchtigten Clans Nirta-Strangio und Pelle-Vottari gehörten. Diese beiden Mafia-Familien standen im Mittelpunkt der Duisburger Morde. Die Aktion gestern richtete sich auch gegen Mitglieder des Strangio-Clans. Die Aktion stehe allerdings in keinem direkten Zusammenhang mit den Duisburger Morden, betonte ein Duisburger Polizeisprecher.

In Duisburg waren in der Nacht zum 15. August vor dem italienischen Restaurant "Da Bruno" sechs Italiener (16 bis 38) erschossen worden. Fünf von ihnen stammten aus San Luca. Das Motiv des der Tat verdächtigen Nirta-Strangio-Clans war Rache: Die Ehefrau eines Strangio-Chefs soll von der verfeindeten Pelle-Vottari-Seite getötet worden sein. Einer der Killer von Duisburg soll der Kaarster Pizzabäcker Giovanni Strangio (Foto) gewesen sein. Nach ihm fahndet die Polizei immer noch. Red