Nokia-Konzern lässt Rüttgers vor der Tür stehen

Handys: Die finnische Firma lehnt Verhandlungen ab. Ein Aufruf der SPD zum Boykott findet breite Unterstützung.

Düsseldorf. Der finnische Nokia-Konzern hat NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) einen Korb gegeben. Eine Sprecherin des Handy-Riesen lehnte Verhandlungen mit deutschen Stellen über eine mögliche Weiterführung des Bochumer Werkes mit 2300 Beschäftigten kategorisch ab. Die Entscheidung sei genau durchdacht worden. Ähnlich hatte sich bereits die Unternehmensspitze am Montag bei der Bekanntgabe der Schließung geäußert.

Rüttgers, der den Nokia-Beschäftigten in Bochum alle möglichen Hilfen und Unterstützungen zugesagt hat, pocht weiter auf eine Erklärung von Nokia für das "Nein" zu Gesprächen. "Wenn Nokia meint, die Entscheidung sei so klar, werden sie uns das erklären können", sagte er in Düsseldorf.

Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" soll sich auch die Bundesregierung aktiv in Gespräche um die Zukunft des Nokia-Werkes eingeschaltet haben. Wirtschafts-Staatssekretär Hartmut Schauerte und NRW-Wirtschaftsminsterin Christa Thoben (beide CDU) wollen "noch in dieser Woche mit hochrangigen Nokia-Vertretern" zusammentreffen. Eingeladen seien der Aufsichtsratschef von Nokia Deutschland, Veli Sundbäck, sowie Betriebsräte.

IG Metall und Betriebsrat wollen das Aus von Nokia in Bochum verhindern. Geplant sind Mahnwachen und eine Großdemonstration am Montag. Streiks werden zunächst noch ausgeschlossen.

Vorleistungen Die Rumänische Regierung soll 30 Millionen Euro in das künftige "Nokia Village" bei Cluj investiert haben - ohne EU-Unterstützung. Seit dieser Woche sollen die Produktionstests laufen. Am 11.Februar soll die reguläre Herstellung laufen. Das wird in Rumänien berichtet.

Die Empörung über die Entscheidung des finnischen Handy-Riesen ist gleichwohl flächendeckend. Das Ruhrgebiet ist so zornig wie zuletzt beim Kampf um das Stahlwerk Rheinhausen. Vor rund 20 Jahren hieß das Kampfmittel Blockade von Autobahnbrücken. Heute ist der Boykott der Nokia-Produkte die schärfste Waffe im Kampf gegen die Werksschließung. In Bochum wurden noch bis Weihnachten Sonderschichten gefahren, Millioneninvestitionen für den Standort Bochum waren in der Planung für 2008. Das Aus kam über Nacht, die Mitarbeiter wurden zur bloßen Manövriermasse reduziert - die Globalisierung schlägt im Revier mit der ganzen Härte zu.

Im Internet, auf den Straßen und an den Stammtischen sind sich immer mehr Bürger einig: kein Nokia mehr. Das ist zunächst nicht mehr als ein Reflex auf die als zutiefst ungerecht empfundene Entscheidung. Verfestigt sich das aber - und im Moment sieht alles danach aus - haben die Finnen ein echtes Problem. Asozial und ungerecht - ein solches Image kann sich Nokia auf Dauer nicht leisten. Deswegen wird der Konzern auch mit Rüttgers reden müssen, deswegen wird er einen großzügigen Sozialplan auflegen müssen. Mehr ist aber nach Lage der Dinge nicht möglich.