Note 2,6 beim Zentralabitur
Sorgenkinder sind die Gesamtschulen. Sie hinken in den Naturwissenschaften hinterher.
Düsseldorf. Die Angst vor dem ersten Zentralabitur in Nordrhein-Westfalen hat sich als unbegründet erwiesen. Denn der Absolventen-Jahrgang 2007 erreichte über alle Fächer und Schulformen hinweg die gleiche durchschnittliche Abiturnote wie die Abiturienten des Vorjahres - eine 2,6. "Es ist uns gelungen, gleichermaßen anspruchsvolle wie leistbare Aufgaben zu stellen", freute sich Schulministerin Barbara Sommer (CDU) gestern über die Ergebnisse. Die Aufgaben seien fair, aber keineswegs zu leicht gewesen.
Sorgenkind sind jedoch die Gesamtschulen. Allein betrachtet kamen sie auf eine Durchschnittsnote von 2,9, womit ihre Ergebnisse um etwa eine Drittelnote bis annähernd eine Note schlechter waren als die der Gymnasien. Besonders groß ist das Leistungsgefälle in Mathematik und Physik: Die Gymnasiasten waren in diesen Fächern mehr als eine ganze Note besser als die Gesamtschüler. "Hier zeigen sich Probleme, denen wir sorgfältig nachgehen müssen", betonte Sommer.
Geklärt werden soll vor allem, warum die Gesamtschulen mit Vornoten glänzen, aber bei den Prüfungsarbeiten abfallen. Das zeigt sich der Ministerin zufolge speziell im naturwissenschaftlichen Bereich. Beispiel Physik: Nach einer Vornote von 8,8 verbesserten sich die Gymnasiasten bei der schriftlichen Abi-Prüfung auf eine Durchschnittsnote von 9,4 Punkten. An der Gesamtschule wurde die Vornote von 7,9 Punkten mit 5,8 Punkten in der Abschlussprüfung deutlich unterboten. Die Notenskala reicht von 0 bis 15 Punkten.
"Wir können aber nicht sagen, dass die Gesamtschulen weit unter Niveau arbeiten", beeilte sich Sommer zu versichern. Dennoch sieht sie die Entscheidung der schwarz-gelben Landesregierung bestätigt, am dreigliedrigen Schulwesen festhalten zu wollen. "Dieses System hat sich bewährt."
Zentrale Prüfungen Die Notenergebnisse der Prüfungen am Ende der Klasse 10 liegen am Gymnasium zwischen 2,3 und 2,8; an Realschulen sowie den vergleichbaren Erweiterungskursen der Gesamtschulen zwischen 2,8 und 3,1. Die Hauptschulen und Grundkurse der Gesamtschulen schnitten mit 2,9 bis 3,4 ab.
Kritiker der Einheitsschule wurden bislang nicht müde zu betonen, dass das Leistungsgefälle zwischen Abiturienten an Gesamtschulen und Gymnasiasten bis zu eineinhalb Jahre betrage. Beweisen ließ sich diese These nie. Das Zentralabi macht einen Vergleich jetzt zumindest einfacher, auch wenn die ungleich schwierigeren Bedingungen an den Gesamtschulen - etwa durch die soziale Struktur der Schülerschaft - unberücksichtigt bleiben. Dennoch muss die Frage erlaubt sein, warum die Gesamtschüler mit ihren Vornoten glänzen und in den Prüfungen abfallen. Da gehört der Unterricht auf den Prüfstand.