NRW steht vor einem Schulkampf
Mit dem neuen SPD-Gesamtschulmodell erreicht die Debatte um das Schulsystem grundsätzliche Dimensionen. Die Fronten stehen sich starr gegenüber.
Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen wird der Landtag erst in drei Jahren neu gewählt, doch das beherrschende Wahlkampfthema scheint festzustehen: Es wird ein Schulkampf werden, wie damals, Ende der 70er Jahre. Gestern gingen die beiden Lager - hier Schwarz-Gelb, dort Rot-Grün - wieder mit aller Vehemenz im Landtag aufeinander los.
Am Samstag will die NRW-SPD ihr Zukunftsmodell für die Schulen beschließen. Es sieht eine Abkehr vom gegliederten System - bestehend aus Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien - vor. Die SPD will integrative Schulformen, in der Endstufe würde das ein flächendeckendes Gesamtschulsystem bedeuten. "Das sind sozialistische Schulfabriken", wetterte Hendrik Wüst, Generalsekretär der Landes-CDU. "Sie wollen eine ganze Schülergeneration einem unausgegorenen Experiment opfern", sagte Schulministerin Barbara Sommer (CDU) an die Adresse von SPD-Landeschefin Hannelore Kraft. "Zehn Jahre Chaos" sagte Sommer voraus für den Fall, dass sich die SPD durchsetzen würde.
Die Genossen können sich bei dem Thema auf die Grünen verlassen, die freilich integrative Unterrichtsformen schon verlangt hatten, als die SPD davor noch zurückscheute. Grünen-Fraktionschefin Sylvia Löhrmann sagte jedenfalls ein Ausbluten des bestehenden Schulsystems voraus. Sinkende Schülerzahlen auf der einen Seite und das katastrophale Image auf der anderen Seite sorgten schon jetzt für ein massives Hauptschulsterben.
Die ehemalige Schulministerin Ute Schäfer (SPD) räumte ein, man habe den Systemumbau während der eigenen Regierungszeit nicht gewagt. Sie verwies auf die wachsende Zahl der Befürworter der Gemeinschaftsschule in Reihen der CDU. Vorwürfe aus den Reihen der Union, die SPD wolle die Gymnasien abschaffen, wies sie zurück. In dem neuen Modell sei weiter eine differenzierte Förderung auf dem Weg zum Abitur möglich.
Die Tonlage war auf beiden Seiten erregt, die Fronten stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die Landespolitik hat ihr großes Thema gefunden. Vielen kommt das aber merkwürdig bekannt vor.