NRW verschiebt Rechtsanspruch für behinderte Kinder
Die Inklusion — das gemeinsame Lernen mit Nichtbehinderten — kommt nun zum Schuljahr 2014/15 und damit ein Jahr später.
Düsseldorf. Nach Vorbehalten bei Eltern, Lehrern und Kommunen kommt der schrittweise Rechtsanspruch für behinderte Kinder auf ein Lernen mit nichtbehinderten Schülern erst ein Jahr später.
Der Anspruch auf die sogenannte Inklusion soll zum Schuljahr 2014/2015 starten, ein Gesetzentwurf der rot-grünen Landesregierung sei noch nicht fertig, erklärte das Schulministerium von Ressortleiterin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Freitag.
Eigentlich sollten Kinder mit besonderem Förderbedarf vom Schuljahr 2013/14 an schrittweise einen Anspruch auf Unterricht in einer allgemeinen Schule erhalten — und Vorreiterschulen für inklusives Lernen zunächst mit den Klassen 1 und 5 beginnen. Vor allem ein Streit zwischen Land und Kommunen über die Finanzierung der Inklusion bremst aber das Verfahren.
Auf einen Referentenentwurf vom November habe es viele, sich teils widersprechende Rückmeldungen von den Verbänden geben, sagte Ministeriumssprecher Jörg Harm. „Den einen geht es zu schnell, den anderen zu langsam.“ Besonders schwierig seien die Gespräche mit den Kommunen über die Finanzierung. „Hier gibt es bisher keine Annäherung.“
Die Kommunen sehen das Land in der Pflicht, da das Land ihnen diese Aufgabe neu zuweise. Auch von Lehrern und Eltern kam Kritik. Der Verband Bildung und Erziehung sieht die Schulen noch nicht gerüstet für die Aufgabe. Lehrer seien grundsätzlich bereit, sich der großen Herausforderung zu stellen, sagte der VBE-Bundes- und Landesvorsitzende Udo Beckmann.
Aber: „Wir brauchen nach unseren Berechnungen mindestens 7000 zusätzliche Sonderpädagogen, wenn wir es vernünftig machen wollen.“ Bei Personal, Fortbildung und baulichen Voraussetzungen sei noch vieles zu tun. „Es ist niemandem mit einem Schnellschuss gedient, weder den Kindern mit Behinderung noch den Kindern ohne Behinderung.“
Die 2009 in Kraft getretene UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet auch alle Bundesländer, auf Elternwunsch inklusiven Unterricht anzubieten. Nach mehreren Studien sind viele Eltern nichtbehinderter Kinder skeptisch gegenüber der Inklusion und befürchten ein Absinken des Leistungsniveaus. lnw