Rhein-Ruhr-Express auf Abstellgleis
Es gibt immer neue Gründe für das Scheitern der Schnellverbindung an Rhein und Ruhr: Nun soll es Stuttgart 21 sein.
Düsseldorf. Die Geschichte des Rhein-Ruhr-Express (RRX) ist ebenso lang wie reich an Wendungen, nun wird die Schnellverbindung zwischen Dortmund und Köln womöglich von ei³nem Prestigeprojekt der Bahn im Süden der Republik bedroht.
Der Tiefbahnhof Stuttgart 21 werde so teuer, dass kein Geld mehr für den RRX übrigbleibe, hießen zuletzt die Meldungen. Die Bahn und auch die Landesregierung dementieren. Doch klar ist: Die Nahverkehrsverbindung existiert auch nach vielen Jahren der Vorplanung nur auf dem Papier.
Die Schnellbahn-Verbindung soll die Metropolenregion Rhein-Ruhr in einem Zehn-Minuten-Takt verbinden und pro Tag mehrere hunderttausend Pendler befördern.
Die Notwendigkeit einer solchen Verbindung ist bei Verkehrsexperten und Fahrgastverbänden unstrittig, zumal der Straßenverkehr rund ums Ruhrgebiet immer häufiger kollabiert und die aktuellen S-, Regional- und sogar ICE-Züge in den Stoßzeiten überbesetzt sind. Das Problem: Es müssen neue Gleise her, Brücken reichen nicht mehr aus, es wird mindestens 2,5 Milliarden Euro kosten.
Rund 2,3 Milliarden Euro mehr als bisher kalkuliert und damit 6,8 Milliarden Euro könnte der Stuttgarter Bahnhof kosten, lauten die neuesten Schätzungen. Bahn-Chef Rüdiger Grube hat in diesen Tagen nun eine aktualisierte Investitionsliste für die kommenden Jahre vorgelegt.
Die Grünen in NRW wittern großes Ungemach: „Zwei der sechs Projekte auf der Bahn-internen Streichliste liegen in NRW und sind für den Pendlerverkehr im bevölkerungsreichsten Bundesland von elementarer Bedeutung: der RRX und die Verlängerung der S 13. Beide sind für NRW unverzichtbar und deshalb nicht diskutabel“, sagte der Grünen-Verkehrsexperte Rolf Beu.
Laut der länderinternen Verteilung der Finanzmittel müssten 21,2 Prozent der Infrastrukturgelder auf NRW entfallen. Das entspräche etwa 1,8 Milliarden Euro. De facto erhalte NRW im aktuellen Ausbauplan 300 Millionen Euro zu wenig, so Beu.
Bisher gibt es laut NRW-Verkehrsministerium lediglich ein Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt zwischen Köln und Langenfeld. Alleine das komplette Planverfahren soll mehr als 36 Millionen Euro kosten. Schon dieses Geld ist bei der Bahn nicht vollständig in den Finanzplanungen vorgesehen.
Frühestens im Jahr 2023 könnten die ersten RRX-Züge rollen, war bislang die ehrgeizigste Ansage. Nun findet sich keiner mehr, der auch nur eine Prognose wagt, ob die Linie jemals fährt.