Untersuchungsausschuss Polizeileiter: Silvesternacht-Übergriffe nicht vorhersehbar

Musste die Kölner Polizei mit massenhaften sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht rechnen? Dafür habe es keine Anzeichen gegeben, sagt der Chef der Polizeiinspektion Köln-Mitte.

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Düsseldorf (dpa) - Die massenhaften sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln sind nach Überzeugung des für die Einsatzplanung zuständigen Polizeileiters nicht vorhersehbar gewesen. „Dieses Phänomen habe ich in Köln nie zuvor jemals zur Kenntnis genommen. Damit haben wir nicht rechnen können“, sagte der für die Kräfteplanung zuständige Leiter der Polizeiinspektion Mitte am Dienstag vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags in Düsseldorf. „Wenn wir mit so etwas gerechnet hätten, hätten wir die Zahl der benötigten Kräfte deutlich höher angesetzt.“

Der Leiter des Kölner Ordnungsamtes, Engelbert Rummel, räumte ein, das der Ordnungsdienst der Millionenstadt mit 100 Mitarbeitern personell vergleichsweise schwach besetzt ist. So habe man ein Verhältnis von einem Mitarbeiter auf 10 000 Einwohner. Im benachbarten Düsseldorf sei das Verhältnis 1:4000. Weil bei den Bürgern eine „Erosion der Regeltreue“ zu beobachten sei, sei eine Aufstockung um 100 Mitarbeiter beschlossen worden.

Der Polizeileiter sagte, er habe für die Silvesternacht mehr Polizisten als im Vorjahr angefordert, weil mit mehr Trickdiebstählen nordafrikanischer Intensivtäter zu rechnen gewesen sei. Außerdem habe er damit der Terrorfurcht in der Bevölkerung und dem seit 2013 zunehmend unvernünftigeren Umgang mit Pyrotechnik Rechnung getragen. Die beantragte Hundertschaft der Einsatzpolizei sei ihm aber von der zuständigen Landespolizeibehörde in Duisburg nicht in vollem Umfang genehmigt worden.

So sei ihm ein Zug weniger als beantragt zugestanden worden. Dies sind rund 30 Polizisten. Er habe dies aber nicht „als kriegsentscheidend“ angesehen und „damit leben müssen“. Nach dem Jahreswechsel hatten sich Hunderte Frauen gemeldet und angezeigt, drangsaliert, beraubt und sexuell belästigt worden zu sein.

Bis Ende März hatte die Kölner Ermittlungsgruppe über 1500 Straftaten mit 1218 Opfern erfasst - etwa die Hälfte Opfer von Sexualstraftaten. Neben massenhaftem Grapschen wurden auch Vergewaltigungen angezeigt. Fast alle Tatverdächtigen stammen laut Polizeibericht aus dem Ausland - zu zwei Dritteln handelt es sich um Männer aus Marokko oder Algerien.