Rürup verkauft bald Rürup-Rente
Chef der Wirtschaftsweisen heuert bei Finanzdienstleister an.
Düsseldorf. Bert Rürup, Vorsitzender des Rates der Wirtschaftsweisen, wechselt in die Privatwirtschaft. Wie aus Finanzkreisen bestätigt wurde, wird der 65-Jährige ab Frühjahr 2009, kurz nach Beendigung seiner Aufgabe als Berater der Bundesregierung, Chefökonom des Finanzdienstleisters AWD. Dieser vermittelt unter anderem Altersvorsorgeprodukte, Rürup selbst ist Namensgeber der sogenannten Rürup-Rente - eine staatlich subventionierte Form der Altersvorsorge.
Erst am Samstag war der Wirtschaftsprofessor in Düsseldorf für seinen künftigen Arbeitgeber aufgetreten. Entspannt und locker sprach er auf dem "Erfolgskongress" über Finanzkrise und Altersvorsorge. Vor ihm hatte der frühere US-Präsident Bill Clinton Ratschläge über Erfolg im Leben erteilt. Dessen von 10000 Zuhörern bejubelte Worte kommentierte Rürup trocken: "Clinton ist immer gut, auch wenn er das Telefonbuch vorliest."
In Düsseldorf warb Rürup noch mit der Autorität des Regierungsberaters in wirtschaftlichen Fragen für den Abschluss privater Altersvorsorgeverträge. Demnächst soll er beim Vertrieb solcher Verträge helfen. In seiner neuen Funktion wird der Professor freilich nicht zum Versicherungsmakler. Sein Job wird der eines Chefökonoms sein. Dem Vernehmen nach soll er für das Hannoveraner Unternehmen vor allem das Thema Auslandsmärkte bearbeiten, unter anderem den chinesischen Markt erschließen. Dafür sollen Rürups Kontakte etwa zu China oder Russland genutzt werden.
Der 1988 gegründete AWD ist der größte Finanzvertrieb Deutschlands. Vermittelt werden unter anderem Lebensversicherungen, Rentenverträge, Geldanlagen. Die 4500 Handelsvertreter allein in Deutschland steigen mit der Zahl der von ihnen vermittelten Vertragsabschlüsse in der siebenstufigen Hierarchie des Unternehmens auf. Der schillernde Firmenchef Carsten Maschmeyer (49) hat exzellente Beziehungen in die Politik, ist in einer Art "Hannover-Connection" mit Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) ebenso befreundet wie mit Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Sein Pressechef ist auch ein alter Bekannter: Béla Anda war unter Schröder Regierungssprecher.