Sauerland: Tricks mit der Besucherzahl
Loveparade: Oberbürgermeister und Veranstalter hatten die Erwartungen bewusst viel zu hoch geschraubt.
Düsseldorf. Duisburgs umstrittener Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) hat zugegeben, die Öffentlichkeit über die erwarteten Besucherzahlen der Loveparade getäuscht zu haben. Es habe "die medialen Millionenzahlen des Veranstalters Lopavent" gegeben - und "reale Zahlen für die Planung", sagte Sauerland dem "Spiegel". Die "mehreren Millionen" erwarteter Besucher, von denen er vor der Veranstaltung gesprochen habe, seien "gepuschte Zahlen" gewesen. Auf Wunsch des Veranstalters habe die Stadt bei der Marketinglüge mitgemacht. Stadt und Veranstalter hatten am Unglückstag von 1,4Millionen Besuchern gesprochen. Das Gelände war nur für 250 000 Besucher zugelassen, war aber offenbar nicht ganz voll.
Der Oberbürgermeister, der unter Polizeischutz steht, sagte dem Magazin, er fühle sich nach mehreren Morddrohungen als "Getriebener". Seine Familie habe er aus der Stadt gebracht. So habe sich ein Unbekannter gemeldet und erklärt, man habe ihm 5000 Euro geboten, damit er ihn töte. Ein anderer habe gedroht, einen Kindergarten zu sprengen, falls er nicht zurücktrete.
Bei der Loveparade in Duisburg waren vor drei Wochen 21 Menschen tödlich verletzt worden. Bei der Massenpanik auf dem überfüllten Zugang zu dem Techno-Festival waren Hunderte Besucher verletzt und weit mehr traumatisiert worden. Seitdem gehen die Schuldzuweisungen hin und her. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt.
Sauerland schließt persönliche Konsequenzen nicht aus - er will sie aber offenbar erst nach der Aufklärungsarbeit ziehen. Einen sofortigen Rücktritt lehnt er ab. "Natürlich stelle ich mir die Frage, ob man das Amt nach so einem tragischen Ereignis weiter ausüben kann. Aber diese Antwort werde ich erst dann geben, wenn ich die Antworten auf die uns alle bedrückenden Fragen habe", sagte der 55-Jährige gestern Abend in einer WDR-Sendung.