NRW-CDU: Duell Röttgen gegen Laschet
Vertraute des Bundesministers rechnen mit Kandidatur. Beide sammeln Truppen.
Düsseldorf. Er sitzt in Kärnten, telefoniert viel, hält sich aber öffentlich bedeckt: Norbert Röttgen, Bundesumweltminister, Chef des CDU-Bezirks Mittelrhein und ehrgeiziger Parteistratege, hat sich noch nicht völlig von dem Schock der vergangenen Woche erholt.
Für ihn völlig überraschend hatte sein Freund Armin Laschet erklärt, sich für den Vorsitz der NRW-CDU zu bewerben - und mit Generalsekretär Andreas Krautscheid und Fraktionschef Karl-Josef Laumann gewichtige Mitstreiter präsentiert. Nun lässt Röttgen streuen: Er werde keinesfalls verzichten.
Aus Österreich orchestriert Röttgen nun anscheinend den Chor seiner Unterstützer. Das sind einmal Ruprecht Polenz, der ehemalige CDU-Generalsekretär und Bundestagsabgeordnete aus Münster, sein Fraktionskollege Patrick Sensburg und der Chef der Senioren-Union, Otto Wolf, die für Röttgen die Trommel rühren.
Allerdings sind dies allesamt Figuren von der Bundesebene. Laschet hatte seine Kandidatur damit begründet, dass es für den Landesvorsitz eine Landeslösung geben müsse und war dabei von Krautscheid und Laumann flankiert worden. Die Botschaft war klar: Wir wollen hier keinen Berliner.
Doch Röttgen hat auch einen Fürsprecher im Landesverband. Der Chef der Ruhrgebiets-CDU und Landes-Vize, Oliver Wittke, übte scharfe Kritik an dem Vorgehen der Troika.
"Das kann zu einer Zerreißprobe für den Landesverband werden. Das ist in der Saure-Gurken-Zeit ein gefundenes Fressen für die Medien", so Wittke zu unserer Zeitung.
Laschet habe mit seinem nicht abgestimmten Vorpreschen gegen die Absprachen verstoßen. "Es wäre viel besser gewesen, wenn sich alle drei Aspiranten, also Laschet, Röttgen und Krautscheid, zusammengesetzt und nach einer Lösung gesucht hätten", sagte Wittke.
Er kritisierte auch das Verhalten Laumanns. "Er ist Chef der Landtagsfraktion und muss sich fragen, ob er mit seinem Verhalten wirklich die Meinung in der Fraktion widerspiegelt." Denn auch dort gebe es Röttgen-Unterstützer.
Wittke gilt als Anwärter auf den Job eines Generalsekretärs, sollte Röttgen zum neuen Landesvorsitzenden gewählt werden. Tritt der tatsächlich an, wird es im Oktober wohl eine Mitgliederbefragung bei der NRW-CDU geben.
Der Landesverband hat acht Bezirke. Die Führungsebene von sechs von ihnen wird dem Laschet-Lager zugerechnet - darunter mit dem Niederrhein (Chef Ronald Pofalla), Münsterland (Laumann) und Bergisches Land (Herbert Reul) einflussreiche Strippenzieher. Neben Wittke (Ruhrgebiet) wird nur der Mittelrhein Röttgen zugerechnet - dort ist er schließlich selbst der Chef.