Schlammschlacht in der CDU
Begleitet von Intrigen, versuchen Röttgen und Laschet einen Neustart des Landesverbands.
Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische CDU kommt fünf Monate nach ihrer Niederlage bei der Landtagswahl nicht zur Ruhe. Der ehemalige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat sein Amt als Landesvorsitzender zur Verfügung gestellt, um die Nachfolge rangeln Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Ex-Landesfamilienminister Armin Laschet. Beide Bewerber betonen, es gehe dabei sehr fair zu. Doch in der zweiten Reihe tobt eine Schlammschlacht, die mittlerweile auch Anwälte beschäftigt
In Internet-Blogs und in einer Boulevardzeitung, auf den Landtagsfluren und am Telefon: Die Intrigen beim größten Landesverband laufen auf Hochtouren. Da tauchen im Blog Geschichten gegen Laschet auf. Er habe zu seiner Zeit als Minister Beamte für die Parteiarbeit eingespannt und sie auch zur Werbung für sein Buch angehalten, lautet der Kern der Geschichten. Besonders pikant: Es wird ausführlich aus internen E-Mails zitiert.
In der Boulevardzeitung wiederum gab es zwei Geschichten mit harten Vorwürfen gegen den ehemaligen Landesgeschäftsführer der NRW-CDU, Bernd Herzog. Der ist seit 2008 Kreisgeschäftsführer der Düsseldorfer CDU, habe zuvor Gelder der Landespartei veruntreut, bei Spesen geschummelt, sich Knöllchen bezahlen lassen und auch E-Mails ausgespäht, lautet der Vorwurf. Herzog bestreitet diese Darstellungen vehement und hat einen Presserechtler eingeschaltet. Er wurde am Donnerstag als Sprecher der CDU-Kreisgeschäftsführer in den Landesvorstand der Partei gewählt. Herzog wird dem Röttgen-Lager zugerechnet.
Bei den Christdemokraten wird also wieder das alte Stück "Kabale und Hiebe" gegeben, einige Gruppierungen sind sich spinnefeind. Damit droht der Landesverband wieder in längst vergangen geglaubte Zeiten zurückzufallen, als in den 70er und 80er Jahren Rheinländer und Westfalen heillos zerstritten waren und sich die SPD unter Johannes Rau dauerhaft in der Staatskanzlei einrichtete.
Es war das Verdienst von Jürgen Rüttgers, nach 1999 den Landesverband zu einer schlagkräftigen Truppe geformt zu haben. Doch schon bald nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten im Jahr 2005 zeigten sich erste Risse, die sich in den letzten Monaten vor der Wahl 2010 sich zu veritablen Brüchen ausweiteten. Ein Internet-Blog und Zeitungen wurden mit brisantem internem Material versorgt, der ehemalige Generalsekretär Hendrik Wüst musste gehen, das Image von Rüttgers wurde schwer beschädigt.
Die Suche nach dem Maulwurf blieb erfolglos, die Indiskretionen gehen indes munter weiter. Da mittlerweile mindestens zwei Lager sich gegenseitig beschädigen, muss es mehr als eine undichte Stelle geben.
Nun gibt es noch eine neue schlechte Nachricht: Den Landesverband drücken Schulden in Höhe von mehr als drei Millionen Euro.