Schule der Hoffnung vor dem Aus?

Hilferuf an die Politik: Die israelische Mauer in Palästina bedroht die christliche Schule. Die Diplomatie scheint der einzige Weg, die Schule zu retten. Damit das jahrzehntelange Engagement nicht umsonst war. Seit zwei Jahren unterstützt der Rotary Club Düsseldorf-Süd die Schule.

<strong>Düsseldorf. Es ist ein Hilferuf. Martin Gerlach, gerade zurückgekehrt von seinem jüngsten Besuch der christlichen Schule "Talitha Kumi" nahe Bethlehem in den besetzten palästinensischen Gebieten, ist erschüttert. Das beispielhafte Schulprojekt, bis vor drei Jahren getragen durch die Kaiserswerther Diakonie, heute im wesentlichen finanziert von der Berliner Mission, ist durch den Bau der zehn Meter hohen israelischen Sperrmauer ernsthaft gefährdet. Die Mauer läuft geradewegs auf das Schultor zu, in einem Monat, so schätzt Gerlach, wird sie den ohnehin schon heute schwierigen Besuch der Schule nahezu unmöglich machen. Alle Versuche, mit der israelischen Besatzungsmacht ins Gespräch zu kommen, seien gescheitert. "Die Besatzungsmacht empfindet die Schule als störend", glaubt Theologe Gerlach, der mehr als 20 Jahre Leiter der Evangelischen Akademie Düsseldorf war. Dabei ist die Schule ein Zeichen der Hoffnung in dieser hoffnungslos verfeindeten Region. 830 palästinensische Schüler, Mädchen wie Jungen, Moslems wie Christen, werden hier unterrichtet. Schulleiter und Deutschlehrer kommen aus Deutschland. Vor mehr als 150 Jahren vom Kaiserswerther Pfarrer Theodor Fliedner als Mädchenschule gegründet, ist "Talitha Kumi" ("Mädchen, steh auf!") heute der Koedukation verpflichtet. Hervorragend sei, so Gerlach, der Religionsunterricht: Die drei Weltreligionen werden gleichberechtigt ohne jede Wertung dargestellt. Auch der Geschichtsunterricht sei betont objektiv gehalten.

Rotary Düsseldorf finanziert den Musikunterricht in "Talitha Kumi"

Doch schon jetzt sei der Schulbesuch durch die Besatzungsmacht stark behindert. Immer neue Sperranlagen und israelische Kontrollposten dehnen den Schulweg auf Stunden aus. "Es ist eine Gefängnissituation", klagt Gerlach. Die israelische Mauer zerteilt das palästinensische Land, die Kinder erleben, wie ihre Väter die Äcker nicht mehr bestellen können. Der Unterricht wird durch Schikanen behindert. Dass die Mauer - wie Israel erklärt - Terroristen abhalten soll, lässt Gerlach im Fall "Talitha Kumi" nicht gelten: "Das ist eindeutig der Versuch, palästinensisches Land zu konfiszieren."

Seit zwei Jahren unterstützt der Rotary Club Düsseldorf-Süd die Schule. Spenden fließen in den Musikunterricht und in Instrumente. "Kleine Schritte, die die politische Situation erträglich machen können", so Präsident Ralph Schippan. Rotary-Sprecher Werner Hellfritzsch, 16 Jahre Verwaltungsdirektor der Rheinoper, weiß um die Kraft der Musik: Sie könne angesichts steigender Wut und Verzweiflung dem "Aggressionsabbau" dienen.

All das scheint nun gefährdet. Hoffnung setzen die Freunde der Schule in die Politik. NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) war im Mai in der Schule, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) vor einigen Tagen. Die Diplomatie scheint der einzige Weg, die Schule zu retten. Damit das jahrzehntelange Engagement nicht umsonst war.