Ursachen-Forschung
Knut Pries kommentiert die Rolle der EU in der Kaukasus-Krise.
Wer ist schuld daran, dass in Georgien Krieg geführt wurde? Diese Frage hatte der Westen bislang von der Tagesordnung verbannt. Zunächst müsse man die Lage unter Kontrolle bringen. Zudem sei das Vorgehen der Russen derart unverhältnismäßig, dass man die fällige Verurteilung nicht durch Kritik an Georgien verwässern dürfe.
Die EU-Außenminister haben gut daran getan, sich nun zur Ursachenforschung zu bekennen. Erstens hat man es den Russen an der Propaganda-Front zu leicht gemacht. Sie vergleichen Saakaschwili mit Hitler und stellen ihren Vormarsch als Verteidigung gegen ethnische Säuberung und Völkermord hin. Das ist offenkundiger Unsinn, bringt den Westen aber trotzdem in Not, solange er nicht mehr zu erwidern hat als "auch Saakaschwili hat Fehler gemacht".
Zweitens kommt Stück für Stück eine Vorgeschichte des Krieges zutage, die zweifeln lässt, ob der georgische Präsident sich nur Unbesonnenheit hat zuschulden kommen lassen. Der Westen muss schon genauer wissen, was Sache war - als Grundlage für den weiteren Umgang mit ihm.
Schließlich wird man nicht um Selbstkritik herumkommen. Warum gelang es nicht, die Zuspitzung des Konflikts zu stoppen, die auch in westlichen Hauptstädten kein Geheimnis war? Wenn sich dabei ein klareres Bild von der Rolle des georgischen Hauptverbündeten USA ergibt, wäre das kein Schaden. Das Risiko, dass unangenehme Erkenntnisse herauskommen, ist nicht von der Hand zu weisen. Es muss in Kauf genommen werden, wenn man es beim nächsten Mal besser machen will.
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