Verkehr: NRW will rücksichtslose Lastwagen-Fahrer bändigen

Die Zahl schwerer Lkw-Unfälle ist in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen – das Land zieht die Notbremse.

Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische Polizei nimmt Lastwagenfahrer ins Visier: Gemeinsam mit dem Zoll und dem Bundesamt für Güterkraftverkehr (BAG) will sie auf Autobahnen künftig regelmäßige systematische Groß-Kontrollen durchführen, um die Quote schwerer Unfälle zu senken.

"Lkw-Fahrer, die bei Tempo 90 Zeitung lesen, mit dem Handy am Ohr telefonieren oder sich während der Fahrt Kaffee kochen, handeln verantwortungslos und müssen mit Konsequenzen rechnen", sagte am Donnerstag NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) bei der ersten konzertierten Aktion auf der Autobahn3 bei Langenfeld.

Im Visier der Polizei sollen rasende, drängelnde, müde, alkoholisierte und abgelenkte Fahrer stehen. Aber auch die Verankerung der Ladung soll intensiver als bisher kontrolliert werden.

Damit zieht Wolf die Konsequenzen aus den verheerenden Unfällen der vergangenen Monate auf NRW-Autobahnen. 136 Mal rasten eingeschlafene Lastwagenfahrer im ersten Halbjahr in das Ende von Staus; dabei wurden zwölf Menschen getötet und 222Menschen verletzt.

Im vergangenen Jahr starben auf nordrhein-westfälischen Straßen 162Menschen bei 25000 Unfällen mit Lastwagen.

Der Innenminister fordert von den Spediteuren, ihre Lkw mit Abstandswarn-, Notbrems- und Spurhaltesystemen auszurüsten. Nach Zahlen der Europäischen Union könnten in der EU jährlich 2500 Menschenleben gerettet werden, wenn alle Nutzfahrzeuge Fahrerassistenzsysteme hätten.

Brems-Automaten messen mit Sensoren den Abstand zu vorausfahrenden Wagen. Unterschreitet der Laster diesen, wird der Fahrer durch einen Signalton gewarnt. Reagiert er nicht, bremst der Computer das Fahrzeug ab - am Stauende bis zum Stillstand.

Bisher sind nur fünf Prozent der Lkw mit Notbremsen ausgerüstet. Grund: Die Spediteure scheuen die Kosten von 5500 Euro.