Wer sind die Piraten wirklich?
In Umfragen bekommen sie viel Zuspruch. Was steckt dahinter? Der Versuch einer Erklärung — und ein Blick auf vier Piraten aus der Region.
Düsseldorf. Sie segeln scheinbar mühelos von Umfrage-Hoch zu Umfrage-Hoch, und nachdem sie die Landtage in Berlin sowie an der Saar gekapert haben, dürfen sich die Piraten auch für die Wahl in NRW Chancen ausrechnen. Aber wer sind die Piraten wirklich? Was unterscheidet sie von anderen Parteien?
Im Kern stehen weniger völlig neue Inhalte. Bildung, Finanzen und Verbraucherschutz sollen im NRW-Wahlkampf im Fokus stehen — auf diese Themen setzen auch andere Parteien. Konkrete Sparvorschläge bleiben die Piraten bisher schuldig — sie kämen nicht an alle Daten heran, hieß es.
Im Vordergrund steht eher eine andere Form von Politik: transparenter, offener, basisdemokratischer. In diesem Punkt ähneln die Piraten den Grünen in deren Anfangsjahren. Allerdings ermöglicht das Internet heute neue Wege der schnellen Kommunikation, die die Piraten in nahezu allen Facetten nutzen. Landeschef Michele Marsching spricht in Anlehnung an den Begriff Web 2.0 (dieser bezeichnet die neuen Interaktionsmöglichkeiten im Internet wie soziale Netzwerke) sogar von „Politik 2.0“.
Tatsächlich kommunizieren die Piraten über Foren, Mailinglisten, Sprachkonferenz-Schaltungen und andere Software vor allem im Internet. Viele Anträge für das NRW-Wahlprogramm, das am Wochenende auf einem Parteitag in Dortmund verabschiedet werden soll, sind auf diesen Wegen entstanden.
Was Außenstehenden oft imponiert, ist die Offenheit der Diskussionen. Alle Sitzungen sind öffentlich, auch Nicht-Mitglieder dürfen oft mitreden. Nur stimmberechtigt sind ausschließlich Piraten — und Beschlüsse werden auch bei ihnen noch ganz traditionell auf Parteitagen gefällt. Dort gibt es allerdings keine Delegierten, jedes Mitglied darf abstimmen.
Die Offenheit und Beteiligung möglichst vieler an der Entscheidungsfindung offenbart aber auch eine der Schwächen der Piraten: Sitzungen und Parteitage laufen Gefahr, sich in langatmigen Debatten zu verlieren, wie zuletzt beim NRW-Wahlparteitag in Münster. Beim Programmparteitag am Wochenende soll es besser laufen. Erwartet werden rund 400 Mitglieder.