Mit einer Pin-Nummer im Netz unterwegs

Analyse: Der neue Personalausweis soll den Bürgern Online-Geschäfte erleichtern.

Berlin. In zwei Jahren könnte manches im deutschen Alltag leichter werden.Der für 2010 geplante elektronische Personalausweis soll das Leben mit demInternet schneller und unbürokratischer machen: beim Kauf von Bahn- undFlugtickets, Anmeldungen von Auto und Wohnort, Warenbestellungen aller Art,Überweisungen, Steuererklärungen und beim Abschluss von Versicherungen odersogar wichtigen Verträgen. Doch für Kritiker hat die schöne neue Computerweltetwas Unheimliches.

Eine erste Vorstellung des Konzepts durch Innenminister Wolfgang Schäuble(CDU) in seinem Ministerium an der Spree in Berlin markierte gestern das Endeeines längeren Koalitionsstreits. Vor allem war es darin um die Fingerabdrückegegangen, die Schäuble den Bürgern gern verpflichtend für den neuen E-Ausweisabgenommen hätte. Mit SPD-Justizministerin Brigitte Zypries einigte er sich vorkurzem auf eine freiwillige Speicherung der Abdrücke im Ausweis-Chip. "Man istgut beraten, sie speichern zu lassen", wirbt er. Nur so könne der neue Ausweiskünftig als Pass-Ersatz beim Grenzübertritt genutzt werden. Denn bei Pässen giltseit 2007 die Fingerabdruck-Pflicht.

Für Online-Geschäfte sind Fingerabdrücke nicht nötig. Auch dieseZusatzfunktion ist freiwillig. Nötig sind eine Pin-Nummer und ein Lesegerät amComputer für den geldkartengroßen Ausweis. Nur von den Behörden zertifizierteUnternehmen sollen so Geschäfte machen können.

Für die Menschen soll das Verfahren ein Plus an Sicherheit im Netz bringen.Kreditkartennummern müssten nicht mehr weitergegeben, die Flut offener Mails imNetz mit privaten Daten solle eingedämmt werden. Das Dickicht mit verschiedenenPin- und Tan-Nummern entfalle.

Weniger attraktiv dürfte für viele Normalbürger eine weitere Wahlfunktion mitZusatzkosten sein: die elektronische Unterschrift für Verträge, Urkunden,wichtige Anträge. Teurer wird der neue E-Ausweis auch so schon. ÄhnlicheDokumente in anderen Ländern kosten zwischen zehn und 42 Euro. Für denherkömmlichen Ausweis zahlt man acht Euro.

Heute entscheidet das Kabinett über das Konzept, bis Ende des Jahres dasParlament. Technische Aufträge und Preiskalkulationen folgen dann. Auch soll esTests geben.