Parteivorstand: SPD, die aufgewühlte Partei

Die Sozialdemokraten schwenken nach links.

Berlin. Peer Steinbrück hielt es nicht aus. Im SPD-Vorstand keilte er zurück. Er guckte sich den schleswig-holsteinischen Parteichef Ralf Stegner aus. Der habe vieles kritisiert, zu allem was gesagt. Nur vermisse er ein Wort Stegners "über sich selbst". Da war er wieder, der Streitt: über die verlorene Wahl und darüber, wer sie auf seine Kappe nimmt.

Die "Ursachenforschung", wie es der scheidende Parteichef Franz Müntefering nennt, ist erledigt und Steinbrücks Scharmützel bloß ein Nachhutgefecht. Die Reformpolitik steht in der Kritik. Ihre Befürworter sind auf dem Rückzug, wie Müntefering, wie Steinbrück. Nun droht, wovor der neue Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier gewarnt hat: Eine einseitige Festlegung auf das linke Spektrum. Der designierte Parteichef Sigmar Gabriel spürt die "Aufgewühltheit".

Er hat im SPD-Vorstand um eine geheime Wahl gebeten, als das Gremium ihn, Nahles und die vier Vizechefs nominieren sollte. Das Ergebnis war entsprechend ehrlich. Nahles erhielt nur 24 von 36 Stimmen, Gabriel noch 28. Da schwingt viel Unmut über das Verfahren mit. Der Vorsitz wurde in kleiner Runde ausgekugelt. Müntefering war nicht mehr Herr des Verfahrens, nicht einmal des Zeitplans. "Das ist okay, dass ihr intern Gespräche habt", beteuert er tapfer.

Genauso ernst wie opportun mutet auch die Demut an, die Gabriel zeigt: Er will durch die Basis touren. Die Ortsvereine und Unterbezirke ermuntert er dazu, eine Bilanz der Regierungszeit der SPD zu ziehen. Er weiß genau, was "schwierig oder was mindestens schwer zu vermitteln gewesen ist" - die Hartz-Reform, die Rente mit 67. Die Anhörung der Basis soll kein Einzelfall bleiben. Sie soll laut Gabriel enden in "einem inhaltlichen Prozess, der auf Dauer eine stärkere Beteiligung der Mitglieder vorsieht".

Sogar Urabstimmungen stellt er in Aussicht. Sein Ziel auf Bundesebene ist es, die SPD mehr zu öffnen. Sie bilde nicht mehr die Gesellschaft ab und müsse als Organisation für Menschen attraktiv werden, "die sich für Politik interessieren."