Piratenjagd wird zum Politikum

Der Kampf gegen die Seeräuber spaltet die Bundesregierung: Sollen sie in Deutschland angeklagt werden?

Nairobi/ Berlin. Während sich der Kampf gegen die Piraten vor Somalia zu einer größeren Konfrontation zuspitzt, tobt in Deutschland noch immer der Streit um den Umgang mit festgenommenen Seeräubern.

Das Justiz- und das Verteidigungsministerium in Berlin wollen, dass ihnen in Deutschland der Prozess gemacht wird. Das Bundesinnenministerium warnt dagegen, die Piraten könnten dann in Deutschland Asyl beantragen - und Landsleute zu Nachahmertaten animieren.

Ähnlich äußerte sich gestern Unions-Vizefraktionschef Wolfgang Bosbach. Die Aburteilung in Kenia oder die Einrichtung eines internationalen Gerichtshofes für Piraterie sei die bessere Alternative.

Niemand solle zudem glauben, dass Piraten etwa aus Somalia nach Verurteilung und Absitzen der Strafe in Deutschland wieder in ihr Heimatland abgeschoben werden könnten.

Dort drohten ihnen möglicherweise Folter oder die Todesstrafe, warnte Bosbach. Dafür sei noch nicht einmal ein Antrag auf Asyl notwendig.

In einer dramatischen Aktion versuchte der von Piraten entführte US-Kapitän Richard Phillips derweil, den Seeräubern davon zu schwimmen. Den somalischen Piraten sei es aber gelungen, ihn wieder in das Rettungsboot zu hieven, berichtete CNN. Der Kapitän sei unverletzt.

Die USA setzen in dem Geiseldrama auf Verhandlungsprofis und Militärpräsenz: FBI-Experten bemühten sich weiter um eine Freilassung des 53-jährigen Kapitäns der "Maersk Alabama". Zugleich kündigte der US-Kommandeur für den Nahen und Mittleren Osten, General David Petraeus, die Entsendung weiterer Kriegsschiffe an.

Der französischen Armee gelang es gestern, ein vor der Küste Somalias entführtes Segelschiff zu befreien. Bei der Militäraktion sei eine der Geiseln getötet worden, teilte der Elysée-Palast mit. Die anderen vier Passagiere der "Tanit" seien befreit worden.

Ungewiss ist das Schicksal der fünf Deutschen, die sich mit 19 anderen Seeleuten auf einem gekaperten Frachter befinden. Medienberichten zufolge hat die Bundesregierung eine Befreiung der "Hansa Stavanger" durch die Eliteeinheit GSG 9 erwogen. Die Aktion wurde jedoch kurzfristig abgeblasen.