PISA-Studie: Deutschland kaum verbessert
Wenig Fortschritte in punkto Leseverständnis und Mathematik stellen die internationalen OECD-Bildungsforscher in ihrer aktuellen PISA-Studie bei den deutschen Schülern.
Berlin (dpa) - Die internationalen OECD-Bildungsforscher sehen sechs Jahre nach dem deutschen PISA-Schock wenig Verbesserungen an den Schulen der Bundesrepublik. Beim wichtigen Leseverständnis sowie in der Mathematik gebe es nach dem neuen Schulleistungstest für Deutschland kaum messbare Fortschritte, heißt es in der am Dienstag in Berlin vorgelegten weltweiten PISA-Studie. Erfreulich seien allerdings die eindeutigen Stärken des deutschen Schulsystems mit einem lebensnahen Unterricht in den Naturwissenschaften.
Nach dem PISA-Bericht ist die Schulsituation für Ausländerkinder der sogenannten zweiten Generation in keinem anderen Industriestaat der Welt so problematisch wie in Deutschland. Diese bereits in der Bundesrepublik geborenen Kinder von Migranten lägen mit ihren Lernleistungen im Schnitt knapp zweieinhalb Schuljahre hinter ihren gleichaltrigen deutschen Mitschülern zurück. „In Punkto Chancengleichheit hat Deutschland noch große Defizite abzubauen“, heißt es in der Erklärung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Der deutsche PISA-Koordinator Manfred Prenzel sieht die Schulen in der Bundesrepublik hingegen auf einem guten Reformweg. Er verwies bei der Vorstellung der neuen Studie vor allem auf das gute Abschneiden Deutschlands bei den Naturwissenschaften. Der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Berlins Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) sieht in den deutschen PISA-Ergebnissen „keinen Grund zum Jubeln - aber zur Zuversicht“. PISA wie auch die in der Vorwoche vorgelegte weltweite IGLU- Grundschulstudie zeige, dass die deutschen Schulen auf dem richtigen Reformweg seien, sagte Zöllner am Dienstag. „Trotz der Erfolge dürfen wir aber die Augen nicht vor den nach wie vor bestehenden Herausforderungen beim Abbau der sozialen Unterschiede verschließen.“
Die deutschen Kultusminister schließlich vermeldeten schon am Montagabend bei einem vorbereitenden Treffen der Schulminister der 16 Bundesländer, die deutschen Schulen seien auf dem Weg nach vorn. „Der positive Trend setzt sich fort." PISA - der weltweit größte SCHULLEISTUNGSTEST
Die Abkürzung PISA steht für „Programme for International Student Assessment“. Dahinter verbirgt sich der weltweit größte Schulleistungstest.
Am dritten Testdurchlauf im Frühjahr 2006, der jetzt zur Veröffentlichung ansteht, hatten sich weltweit 57 Nationen beteiligt, darunter alle 30 in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammengeschlossenen Industriestaaten. Der erste Test war 2000, der zweite 2003.
Weltweit arbeiten mehr als 300 Wissenschaftler und ihre Mitarbeiter an Erstellung und Auswertung des Tests. Die Federführung liegt bei der OECD in Paris.
PISA fragt nicht das Lehrplanwissen der Schüler ab. Untersucht wird vielmehr ihre Kompetenz, lebensnahe Aufgaben zu lösen. Neben den Leistungen werden familiärer, sozialer und schulischer Hintergrund der Schüler erfasst sowie Motivation, Lernmethoden und Unterstützung durch die Lehrer untersucht.
In Deutschland haben 1516 Schulen am dritten PISA-Test teilgenommen. Deutsche Bundesländer-Ergebnisse sollen im Herbst 2008 vorliegen.
Die Naturwissenschaften waren 2006 zum ersten Mal PISA- Schwerpunkt. 2000 stand Lesen und Textverständnis als eigentliche Basiskompetenz für das Lernen in Schule und Beruf im Vordergrund. 2003 bildete Mathematik den Mittelpunkt. Lesen und Mathematik wurden 2006 erneut mitgetestet.