Tschad: Franzosen zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt
Die sechs Angeklagten waren wegen versuchter Entführung, Betrugs und Nicht-Bezahlen ihrer Rechnungen verklagt worden.
N'Djamena/Tschad. Im Prozess gegen die Hilfsorganisation Arche de Zoé wegen versuchter Kindesentführung im Tschad sind sechs Franzosen am Mittwoch zu jeweils acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Damit blieb das Gericht in der Hauptstadt N'Djamena weit unter der möglichen Höchststrafe von 20 Jahren Zwangsarbeit. Frankreich werde die Überstellung der Verurteilten zur Abbüßung ihrer Haftstrafe in der Heimat beantragen, teilte noch am Abend das Außenministerium in Paris mit. Die Mitglieder der Hilfsorganisation hatten im Oktober versucht, 103 afrikanische Kinder nach Frankreich auszufliegen und in Pflegefamilien zu geben.
Eine Konvention von 1976 ermöglicht es, im Tschad verurteilte Franzosen ihre Strafe in Frankreich verbüßen zu lassen. Das tschadische Gericht verurteilte die vier Männer und zwei Frauen der Hilfsorganisation zusätzlich zu einer Geldstrafe von mehr als sechs Millionen Euro - für das erlittene Trauma der 103 Kinder und ihrer Familien. Gegen einen tschadischen und einen sudanesischen Mitangeklagten verhängte das Gericht jeweils vier Jahre Haft wegen Komplizenschaft. Zwei weitere tschadische Mitangeklagte wurden freigesprochen.
Die Arche-de-Zoé-Mitarbeiter hatten erklärt, Waisenkinder aus der sudanesischen Krisenregion Darfur vor dem Tod retten zu wollen. Allerdings stellte sich heraus, dass die meisten Kinder keine Vollwaisen waren und aus dem Tschad stammten. Die Kinder sollten bei französischen und belgischen Pflegefamilien untergebracht werden, die dafür bis zu mehrere tausend Euro bezahlt hatten.
Die Affäre hatte die Öffentlichkeit im Tschad stark empört und vorübergehend zu Spannungen zwischen N'Djamena und Paris geführt, da Paris bereits vor Prozessbeginn auf eine rasche Auslieferung der Angeklagten gedrängt hatte. Während des Prozesses wurde dem Arche-de- Zoé-Gründer Eric Breteau vorgeworfen, sich wie ein "Sklavenhändler" verhalten und die Kinder "gestohlen" zu haben. Er hatte die Anschuldigungen bestritten und erklärt, Mittelsmänner hätten ihnen die Kinder als Waisen aus dem Sudan vorgestellt.