Überlebenskampf in Birma – Militär schikaniert Helfer

Nach dem Zyklon warten bis zu 1,9 Millionen Menschen auf Nahrung. Doch die Militärjunta hält Güter zurück.

Rangun. Die Vereinten Nationen verzweifeln an der beispiellosen Schikane der Militär-Junta in Birma. Weil die Regierung zwei Hilfslieferungen der Uno beschlagnahmen ließ, mussten die Helfer die Luftbrücke in das vor einer Woche vom Zyklon "Nargis" verwüstete Land vorerst stoppen. Dabei warten bis zu 1,9Millionen Menschen in den Krisengebieten verzweifelt auf Lebensmittel und Medikamente. Die Uno will die Flüge heute wieder aufnehmen.

Die Lieferungen seien auf dem Flughafen in Rangun konfisziert worden, teilte die Sprecherin des UN-Welternährungsprogramms (WFP) gestern mit. Bei den beschlagnahmten Gütern handelt es sich um Nahrungsmittel und Geräte, darunter 38Tonnen Energieriegel. "Die Nahrungsmittel liegen in einem Lagerhaus, sie sind nicht auf Lastwagen und unterwegs zu denen, die sie brauchen", sagte WFP-Sprecher Paul Risley verzweifelt.

Gründe für die zwischenzeitliche Konfiszierung seien nicht genannt worden. Vermutet wird, dass die Junta die Hilfsgüter unbedingt unter ihre Kontrolle bekommen will, um eine eventuelle Verteilung zu dirigieren und nach ihren Vorstellungen zu steuern. Dazu passt eine Erklärung des Außenministeriums, wonach Ausländer als Helfer unerwünscht seien.

Die Opfer der Sturmkatas-trophe sind fast überall auf sich allein gestellt. Es ist ähnlich wie beim Tsunami. Jeden Tag gibt es für die Menschen neue Hiobsbotschaften. Nur 30Kilometer von Rangun entfernt beginnt das Grauen. Leichen treiben in den Reisfeldern, im Irawadi-Delta sollen sich die Toten an den Stränden türmen.

Leichen hängen in Bäumen. Nur wenig ist über die Lage vor Ort bekannt. "Ich denke, was wir in den Medien sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs", sagte Birke Herzbruch, Koordinatorin von Malteser International.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte derweil an, den Druck auf Birmas Machthaber zur Öffnung des Landes erhöhen zu wollen. Sie verlangte die Einschaltung des UN-Sicherheitsrates. Die Bundesregierung stockte ihre Hilfe von einer auf zwei Millionen Euro auf.