Umfrage: Jeder zweite Betrieb schult Azubis nach

Die Wirtschaft beklagt Mängel in Mathe und Deutsch. Viele Lehrlinge seien undiszipliniert und nicht belastbar.

Berlin. Die Wirtschaft hält jeden fünften Schulabgänger für nicht ausbildungsreif. Neben schlechten Kenntnissen in Deutsch und Mathematik kritisieren immer mehr Betriebe fehlende Disziplin und Belastbarkeit. Dies ergab eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bei 15000 Unternehmen.

Danach organisiert inzwischen mehr als jeder zweite Betrieb (54 Prozent) in irgendeiner Form Nachhilfe im eigenen Unternehmen, damit die Jugendlichen den Anforderungen einer Ausbildung überhaupt gerecht werden. Die Unternehmen greifen dabei häufig auf ergänzende Angebote der Bundesagentur für Arbeit zurück.

DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sagte, viele Eltern seien offenbar nicht mehr in der Lage, ihren Kindern Kompetenzen wie regelmäßiges Aufstehen, Pünktlichkeit und Leistungsbereitschaft zu vermitteln. Er sprach von einer deutlichen Schere zwischen den steigenden Anforderungen im Arbeitsleben und der mangelnden Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen.

Jeder zweite Betrieb klagt laut der Umfrage über Schwächen von Lehrlingen in Mathematik. 54 Prozent der Unternehmen sehen Probleme bei der Sprachkompetenz. 48 Prozent vermissen Leistungsbereitschaft bei den Jugendlichen, 46 Prozent klagen über mangelnde Disziplin, 44 Prozent halten die jungen Menschen für zu wenig belastbar. Dabei seien für jedes fünfte Unternehmen aber "soziale Kompetenzen" wichtiger als Schulnoten.

Folge: Selbst im Krisenjahr 2009 konnte jeder fünfte Ausbildungsbetrieb in Industrie, Handel und Dienstleistungen nicht alle angebotenen Lehrstellen besetzen. Bei 220000 Betrieben entspricht dies etwa 50000 unbesetzten Lehrstellen. Wansleben rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Rückgang der Ausbildungsverträge, obwohl sich die Auswirkungen der Krise langsam abschwächten.