Wehrbeauftragter: „Das ist alles einfach ein Drama“

Mit deutlichen Worten weist Königshaus auf die Lücken bei der Ausrüstung der Bundeswehr hin.

Berlin. Hellmut Königshaus war noch nicht einmal als Wehrbeauftragter vereidigt, da hatte er sich schon mit einem großen Teil der politischen und militärischen Elite des Landes angelegt. Mit seiner Forderung nach schweren "Leopard"-Kampfpanzern für das nordafghanische Kundus handelte er sich im April sogar eine Rüge von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein, die ihm Inkompetenz vorwarf.

Davon lässt sich der 59-jährige FDP-Politiker nicht einschüchtern. Keine sechs Wochen nach seinem Amtsantritt präsentierte er Ende Juni einen 14-seitigen Zwischenbericht mit heftiger Kritik an Ausrüstung und Ausbildung für den Einsatz. In einem Interview legte er jetzt noch einmal mit markigen Worten nach.

"Für bestimmte Dinge existiert ein nachweisbarer Mangel", sagte er der "Sächsischen Zeitung". Das reiche von unzureichend gesicherten Fahrzeugen über mangelnde Ausbildung, fehlende Munition bis zu Defiziten bei Verpflegung und Unterbringung. Im Bundeswehr-Feldlager in Kundus fehlen seinen Angaben zufolge 270 Feldbetten. Und wegen der unsicheren Versorgungswege kommt es bei der Lieferung von Essenspaketen für Patrouillen und Außenposten zu Engpässen.

Vor allem regt sich Königshaus aber über die Zulassungsnormen der Bundeswehr auf. Gepanzerte Fahrzeuge, aus denen man Sprengsätze entschärfen kann, könnten aufgrund rigider Vorschriften von der Bundeswehr nicht eingesetzt werden. "Es geht schließlich nicht um die Frage, ob das Fahrzeug geeignet wäre, auf dem Kurfürstendamm spazieren zu fahren", kritisiert Königshaus und kommt zu dem Fazit: "Das alles ist einfach ein Drama, und das demotiviert die Leute natürlich schon sehr."

Im Verteidigungsministerium kommen solche Formulierungen nicht gut an. Vize-Sprecher Christian Dienst betonte, bei einsatzrelevanten Normen gehe man schon "hart an die Toleranzgrenze". Und gesetzliche Vorgaben könnten nicht einfach mal außer Kraft gesetzt werden. Dass es bei der Ausrüstung Lücken gibt, wird vom Ministerium aber nicht bestritten.

Die Verbesserung sei ein laufender Prozess, sagte Dienst. "Der Feind des Guten ist immer das Bessere." Man hinke bei der Ausstattung etwas hinterher, weil man Veränderungen der Einsatzsituation nicht vorhersehen könne. "Wir können nicht durch einen Blick in die Glaskugel sehen, welche optimale Ausrüstung wir in zwei Jahren brauchen."