Deutsche Führungsetagen: Fast 90 Prozent Männer
Berlin (dpa) - Komplett frauenfrei sind die Führungsgremien börsennotierter Unternehmen nur noch selten. Doch auch 2013 ist nur rund jede zehnte Spitzenposition mit einer Frau besetzt. Zu wenig, findet die Managerinnen-Initiative Fidar.
Auch 2013 sind fast 90 Prozent aller Vorstands- und Aufsichtsratsposten bei börsennotierten Unternehmen in Deutschland mit Männern besetzt. Der Anteil der Frauen liege bei 11,1 Prozent, berichtete die Managerinnen-Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) am Dienstag (2. April). In den 160 untersuchten Unternehmen im Dax, MDax, SDax und TecDax gebe es zudem noch 38 Firmen, in denen überhaupt keine Frau im Vorstand oder Aufsichtsrat sei.
Binnen zwei Jahren stieg der Untersuchung zufolge der Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen um 4,6 Prozentpunkte - zu wenig, findet Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow, die von einer Verbesserung in „homöopathischen Dosen“ spricht. Sie sagte zudem: „Es reicht nicht, nur eine Frau in den Aufsichtsrat oder Vorstand zu holen. Damit sich etwas ändert, müssen mehrere Frauen in Führungspositionen eines Unternehmens sein. Studien sprechen von mindestens 20 bis 25 Prozent Frauenanteil, damit sich quasi von allein etwas bewegt.“
Zum Stichtag 31. März 2013 zählte Fidar in den Aufsichtsräten einen Frauenanteil von 16,2 Prozent. Im Januar 2012 habe der Anteil noch bei 12,8 Prozent gelegen. Deutlich weniger weibliches Spitzenpersonal finde sich in den Vorstandsetagen: Der Frauenanteil liege jetzt bei 5,9 Prozent gegenüber lediglich 3,4 Prozent Anfang 2012. Schulz-Strelow kritisierte: „Knapp ein Viertel der Dax-Unternehmen ist in der Führung noch frauenfrei.“
Die Fidar-Präsidentin bemängelte: „Ohne gesetzliche Quote fehlt der Druck für eine echte Veränderungswelle.“ Lobend äußerte sie sich zu Berichten, wonach Politikerinnen um die CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker derzeit nach parteiübergreifenden Lösungen in Sachen Frauenquote suchten. „Das ist ein ganz wichtiges Signal. Das gilt umso mehr, weil es zwar einen öffentlichen Druck gibt, sich mit dem Thema Frauenquote in Deutschland zu beschäftigen. Politischen Druck von der Regierungsseite gibt es zur Zeit aber nicht.“
Schulz-Strelow ist überzeugt, dass neben der Berufung von Frauen auf Spitzenposten in den Unternehmen auch ein Kulturwandel erforderlich ist. „Das Bewusstsein wächst, dass Frauen im Vorstand und Aufsichtsrat für die Unternehmen eine sehr gute Sache sind. Jedoch: Unternehmen, die einfach nur eine Frau auf einen Führungsposten holen, die Firmenkultur aber nicht ändern, werden die Frauen eher wieder verlieren.“
Es gebe in dieser Frage aber durchaus Bewegung: „Daimler sagt jetzt, sie wollen internationaler werden. Das heißt für mich, die Kulturen ändern sich - das ist gut. Unternehmen, die ihre Firmenkultur nicht ändern, werden auf mittlere Sicht das Nachsehen haben.“