Wie werde ich...? Bestatter

Berlin (dpa/tmn) - Sie organisieren Trauerfeiern, waschen Verstorbene und heben Gräber aus: Bestatter haben einen anspruchsvollen Job. Dabei sind die Fachkräfte auch am Wochenende oder nachts im Einsatz.

Denn der Tod hält sich nicht an feste Arbeitszeiten.

Wie kalt der Tote war - das überraschte den Bestatter Fabian Lenzen, als er zum ersten Mal einen Verstorbenen berührte. „Ein merkwürdiges Gefühl war das“, erinnert er sich. Fast 15 Jahre ist das nun her. Seitdem hat er wohl einige Hundert Leichen abgeholt, gewaschen und würdevoll unter die Erde gebracht.

Insgesamt arbeiten in Deutschland etwa 24 000 Personen in Bestattungsinstituten. Lenzen schätzt an seinem Job die Vielseitigkeit. „Der Bestatter macht alles selbst“, erzählt der 36-Jährige, der inzwischen ein Berliner Bestattungsunternehmen leitet. Er plant die Trauerfeier und präpariert den Toten, schlägt Särge mit Stoff aus und betreut die Angehörigen. Teilweise sind Bestatter sogar dafür zuständig, die Gräber auszuheben.

Der Ausbildungsberuf Bestattungsfachkraft gibt es erst seit 2003 - mittlerweile beginnen jedes Jahr zwischen 160 und 180 Schulabgänger die dreijährige Lehre. Neben den Phasen im Unternehmen verbringen sie mehrere Wochen pro Jahr an einer der drei Berufsschulen in Bad Kissingen, Wermelskirchen und Springe. Außerdem absolvieren sie drei Lehrgänge am Ausbildungszentrum im unterfränkischen Münnerstadt.

Das Ausbildungszentrum hat etwa einen Lehrfriedhof, gekühlte Hygieneräume und eine Werkstatt. „Bei uns lernen die Auszubildenden, wie sie eine Trauerfeier organisieren, ein Grab gestalten und bei der Versorgung eines Verstorbenen vorgehen“, erzählt Rosina Eckert, die das Ausbildungszentrum leitet.

In der Berufsschule setzen Jugendliche sich beispielsweise mit kaufmännischen Themen auseinander. Bewerber brauchen keinen bestimmten Schulabschluss. „Wir haben hier alles: vom Hauptschüler bis zum Studienabbrecher“, erläutert Klaus Werner, der an der Berufsschule in Bad Kissingen für die Bestattungsfachkräfte zuständig ist.

Angst vor Arbeitslosigkeit müssen die angehenden Bestatter nicht haben. „Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind gut, weil nicht über Bedarf ausgebildet wird“, sagt Eckert. Einen Ausbildungsplatz zu finden, sei aber nicht leicht. Meist gebe es viele Bewerber auf eine Stelle. Auszubildende verdienen im ersten Jahr 350 Euro, im zweiten 390 und im dritten 450. Anders ist das nur bei den Auszubildenden im öffentlichen Dienst, wie etwa in Friedhofsverwaltungen: Sie bekommen mehr als doppelt so viel. Nach der Ausbildung können Bestatter bei einer Anstellung im öffentlichen Dienst im Monat brutto rund 2300 Euro verdienen, erläutert die Bundesagentur für Arbeit.

Lennart Lee Koch ist während seiner Realschulzeit auf das Berufsprofil gestoßen und fand den Job interessant. Viele seiner Klassenkameraden an der Berufsschule haben sich aber aus einem anderen Grund für die Arbeit als Bestatter entschieden: „Etwa 30 Prozent der Auszubildenden kommen aus einem Familienbetrieb und müssen bei der Berufswahl gar nicht lange überlegen. Sie haben schon als Kind zwischen Särgen gespielt“, erzählt Werner.

Wegen ihres Berufs begegnen die Fachkräfte ab und an auch Vorurteilen. „Das geht oft in die Richtung, dass wir vom Leid der anderen leben“, erklärt Lenzen. Oft bekomme er auch die Frage gestellt, ob es nicht furchtbar sei, nur mit Toten und traurigen Menschen zu arbeiten. Doch er empfinde es eher als positiv, am Ende den Trauernden weitergeholfen zu haben. „Wenn sich nach einer Trauerfeier die Angehörigen bei mir bedanken, dann ist das ein schönes Gefühl.“