Wie werde ich...? Bestatter
Nürnberg/Düsseldorf (dpa/tmn) - Dem Tod begegnen sie täglich: Bestatter sind einer der ersten Ansprechpartner, wenn ein Mensch stirbt. Ihre Arbeit verlangt viel Sensibilität. Und eine Menge Organisationstalent.
„Es ist natürlich kein Beruf wie jeder andere“, sagt Peter Wilhelm. Denn Bestatter haben oft mit Menschen in tiefer Trauer zu tun. Die Arbeit kann daher psychisch belasten - „aber sie ist auch unglaublich vielfältig“, sagt der Buchautor und Bestattungsexperte aus Edingen-Neckarhausen bei Heidelberg. Um fit für den Berufsalltag zu sein, brauchen Bestatter nicht Feingefühl, sondern auch kaufmännisches Geschick.
Auf dem Weg zur letzten Ruhe werden sie regelrecht zum Manager: Sie organisieren die Trauerfeier und erledigen Behördengänge für die Hinterbliebenen. Sie sorgen dafür, dass die Leiche überführt, gewaschen und hergerichtet wird. Und sie kümmern sich um Sarg, Urne und Grab. Außerdem beraten sie über Vorsorgeverträge, in denen vorab alle Details für eine Bestattung geregelt werden, wie die Bundesarbeitsagentur in Nürnberg erläutert.
Eine große Rolle spielen kaufmännische Dinge: So ermittelt der Bestatter etwa die Beerdigungskosten oder regelt die Abrechnung mit Krankenkassen und Versicherungen. Der Beruf verlange daher viel rechtliches Wissen, erklärt Rolf Lichtner, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Bestatter (BDB) in Düsseldorf. Bestatter brauchen außerdem ein Händchen fürs Beraten und Betreuen von Kunden. „Der Beruf bringt eine große persönliche Verantwortung mit sich“, erklärt Peter Wilhelm. Wichtig sei daher ein würde- und pietätvoller Umgang in der täglichen Arbeit, ergänzt Lichtner.
Voraussetzung für die dreijährige Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ist ein Realschul- oder ein guter Hauptschulabschluss. In der Lehre werden betriebswirtschaftliche Inhalte, aber auch die Themen Bestattungsrecht, Grabtechnik, Dekoration und Trauerriten behandelt. Auch Psychologie spielt eine Rolle: „Gelehrt wird, wie andere trauern, aber auch, wie man selbst emotionale Erlebnisse im Beruf verarbeitet“, erklärt Lichtner.
Die Ausbildung ist staatlich anerkannt, pro Jahr wird sie von 160 bis 180 Teilnehmern durchlaufen. Sie lernen zu gleichen Teilen im Betrieb und in einer der drei bundesweiten Berufsschulen in Bad Kissingen, Springe oder Wermelskirchen. Zusätzlich stehen drei zweiwöchige überbetriebliche Unterweisungen im Ausbildungszentrum Münnerstadt auf dem Lehrplan. „Thema sind dort etwa die hygienische Versorgung von Verstorbenen, Gestaltung der Trauerfeier und Beratung von Angehörigen“, erklärt Leiterin Rosina Eckert. Unter den aktuell 527 Auszubildenden hat sie einen Trend ausgemacht: War das Bestattungsgewerbe früher eher eine Männerdomäne, ist heute etwa die Hälfte weiblich.
Die Nachfrage nach Lehrstellen ist hoch: Auf eine Stelle kommen Lichtner zufolge bis zu 45 Bewerber. Fertig ausgebildete Bestatter sind ähnlich stark gefragt: „In der Regel ist es kein Problem, eine Anstellung zu finden.“ Vergütet werde diese anfangs mit 1500 bis 2000 Euro. Doppelt so hoch könne das Einkommen werden, wenn der Bestatter auch in der Beratung tätig wird. Bundesweit gibt es zirka 3800 Bestattungsunternehmen, die sich um insgesamt 850 000 Bestattungen im Jahr kümmern.
Viele Lehrlinge werden als Geselle von ihrem Betrieb übernommen, sagt Matthias Liebler, Ausbildungsbeauftragter beim Bestatterverband Bayern. Das Berufsleben erfordere anschließend eine hohe Einsatzbereitschaft: Aufträge kämen teils mitten in der Nacht - etwa bei Unfällen oder Selbstmorden. Dann müssen Bestatter auch mit weniger schönen Anblicken rechnen. „Für labile Menschen ist das nichts“, sagt Peter Wilhelm.
Auch die körperliche Belastung darf nicht unterschätzt werden. Muss ein Verstorbener im Sarg durch ein Treppenhaus transportiert werden, sind oft mehr als 100 Kilogramm Gewicht zu stemmen. Das kann mitunter zu Rückenbeschwerden führen.
Um ein realistisches Bild von der Arbeit zu erhalten, sollten Bewerber ein zweiwöchiges Praktikum machen, rät Ausbildungsexperte Liebler. Angst vor dem Thema Tod sollte man danach nicht mehr haben. Vielmehr sei es wichtig, ein Verständnis dafür zu entwickeln, sagt Rolf Lichtner. „Auch junge Menschen können mit dem Thema umgehen, wenn sie dazu angeleitet werden.“
Literatur:
Wilhelm, Peter: Gestatten, Bestatter! Bei uns liegen Sie richtig, Knaur, 256 S., 8,95 Euro, ISBN-13: 978-3426782415