Bestattung mitten in der Natur
Immer weniger Menschen können sich ein Grab auf einem Friedhof vorstellen oder leisten – für sie gibt es neue Formen.
Düsseldorf. Gräber in Reih und Glied, versehen mit polierten Grabsteinen - mit dieser Friedhofsoptik können sich zunehmend weniger Menschen identifizieren. "Die Friedhöfe müssen umdenken", sagt Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas. Es ist nicht nur die Suche nach persönlicher Grabgestaltung sondern auch Geldnot, die die Menschen Alternativen wählen lässt.
"Die Friedhofsgebühren sind in den vergangenen zehn Jahren um mehrere 100 Prozent gestiegen", sagt Reiner Sörries, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal in Kassel. Die Preise variieren regional stark, mehrere tausend Euro in den größeren Städten für ein Erdgrab am Wunschstandort für 20 Jahre sind keine Seltenheit. Insgesamt kostet eine Beerdigung im Durchschnitt 6000 Euro. Das können sich nicht alle leisten. "Die Sozialbestattungen steigen rasant an", sagt Helbach. In NRW sind die Ausgaben für Sozialbestattungen seit 2005 um rund das Doppelte gestiegen.
Viele Friedhöfe gehen bereits neue Wege und bieten Gemeinschaftsgrabstätten an. "Sie werden sich zu den wichtigsten Grabstättenformen der Zukunft entwickeln", so Sörries. Auf einem abgegrenzten Areal werden mehrere Urnen gemeinsam beigesetzt. Das Areal ist landschaftlich gestaltet, zum Teil unter einem bestimmten Motto. "Die Menschen suchen nach Formen, die zum Verstorbenen passen", sagt Sörries. Bei Gemeinschaftsgrabstätten gibt es ein gemeinsames Grabmal mit namentlicher Nennung. Die Grabpflege entfällt. Die Kosten für die Grabstätte liegen bei knapp unter 1000 Euro für 20 Jahre, je nach Region. Der Karlsruher Hauptfriedhof hat einst den Prototyp einer solchen Grabstätte geschaffen. Friedhöfe in Berlin, Leipzig und Bonn sind nachgezogen. Ständig kommen neue hinzu.
Baumbestattungen gibt es seit rund zehn Jahren. Inzwischen gibt es insgesamt über 200 Standorte. Ausgewählte Waldstücke werden in öffentliche Friedhöfe umgewidmet. Hier wird die Asche Verstorbener in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Ab rund 500 Euro bis zu mehreren Tausend kostet eine Baumgrabstätte für 99 Jahre.
Bei den Baumbestattungen entfallen die Friedhofsgebühren (zwischen 700 und 4000 Euro), die Kosten für ein Grabmal (300 bis 4000 Euro) sowie die Kosten für die Grabpflege (ab 400 Euro bis mehrere Tausend). Bestatterkosten (ab rund 1000 Euro) bleiben bestehen. Jeder Bestatter kann eine Baumbestattung organisieren. Wer das meiste selbst organisiert, kann sparen: Im günstigsten Fall kommt man inklusive Grabstätte auf rund 2000 Euro.
Das Verstreuen der Asche auf einem dafür ausgewiesenen Rasenstück ist nur auf Friedhöfen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, NRW und Thüringen erlaubt. Soll die Asche in der freie Natur verstreut werden, muss man sich in die Schweiz oder nach Spanien begeben, oder sie vom Schiff aus in die Ost- oder Nordsee verstreuen.