Ruhe in Frieden unter Bäumen - Begräbnisort Wald
Königswinter (dpa/tmn) - Die letzte Ruhe unter Baumwipfeln finden ohne die üblichen Friedhofsrituale - das wünschen sich immer mehr Menschen für die Zeit nach ihrem Tod. An rund 220 Orten in Deutschland sind solche schlichten Naturbestattungen mittlerweile möglich.
Ein Grab neben anderen, darauf wuchtige Grabsteine, auf denen der Name der Toten prangt. Nicht jedem behagt dieses Bild eines typischen Friedhofs. Manch einer sucht schon zu Lebzeiten nach Alternativen, und auch viele Hinterbliebene wünschen sich eine andere Art der letzten Ruhestätte für den Verstorbenen. Eine Wald- oder Baumbestattung kann dann eine Option sein.
Was versteht man unter einer Wald- oder Baumbestattung?
„Bei einer Wald- oder Baumbestattung wird die Asche eines Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne im Wurzelbereich eines Baumes beigesetzt“, erklärt Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas in Königswinter. Manchmal werde die Asche auch ohne Gefäß direkt in ein Loch in die Erde gegeben. Es könne auch unter einem Strauch, an einem Felsen oder auf einer Lichtung liegen.
Können Verstorbene in jedem Wald beigesetzt werden?
Nein, das ist nicht möglich. „In Deutschland herrscht Friedhofspflicht“, sagt Helbach. Das heißt, jeder Verstorbene muss auf einem Friedhof beigesetzt werden. Daher werden Waldstücke für Baumbestattungen juristisch eigens als Friedhöfe ausgewiesen. Das sieht man ihnen aber nicht unbedingt an - etwa, weil sie anders als ein Friedhof nicht von einer Mauer oder einem Zaun umgeben sind.
Wer betreibt solche Waldstücke?
Betrieben werden solche Orte außerhalb der klassischen Friedhöfe meist von privaten Anbietern im Auftrag von Kommunen oder Kirchengemeinden. An rund 220 Orten ist die Naturbestattung laut Helbach in Deutschland derzeit möglich.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Voraussetzung sei, dass der Tote eingeäschert worden ist, erklärt Helbach. Im Sarg ist die Beisetzung nicht möglich. „Man kann zwar zu Lebzeiten erklären, dass man in einem Ruhehain bestattet werden möchte, aber eine Willenserklärung ist nicht nötig.“ Es ist also Sache der Hinterbliebenen, darüber zu entscheiden.
Wie läuft die Besetzung ab?
„Die Bestattung ist nicht viel anders als auf einem normalen Friedhof“, sagt Helbach. Der Tote könne mit oder ohne Trauerfeier und mit oder ohne kirchliche Begleitung beigesetzt werden. „Man hat aber mehr Freiheiten und kann die Trauerfeier etwas bunter gestalten.“ Der übliche Grabschmuck ist allerdings nicht erlaubt: Einen Kranz oder ein großes Blumengebinde dürfen die Trauergäste nicht aufstellen.
Was erinnert an den Toten?
Anders als auf einem Friedhof gibt es kein Grabmal. Wer möchte, kann eine Plakette mit dem Namen und dem Todesdatum am Baum anbringen lassen, in dessen Wurzelbereich die Asche liegt. Manchmal erinnert auch ein Schild im Boden an den Verstorbenen.
Was kostet eine Naturbestattung?
Von ganz billig bis sehr teuer sei alles möglich, sagt Helbach. Je schöner der Baum und je schöner die Stelle, desto mehr kostet das Grab. Die Bandbreite liegt zwischen etwa 300 Euro und 6000 Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für die Einäscherung und die Dienstleistungen des Bestatters.