Garten: Vorsicht bei der Baumpflege

Ein schlechter Astschnitt kann die Pflanzen im schlimmsten Fall abtöten.

<strong>Düsseldorf. Es liegt in der Natur der Dinge, dass Bäume sterben. Die meisten aber dürfen nicht mal altern und fallen einer falsch verstandenen Baumpflege zum Opfer. Aus Furcht, ein Baum könne durch herausbrechende Äste oder Umstürzen dem Menschen gefährlich werden, kommen Bäume meist viel zu früh unter die Säge. Wer jedoch Bäume begreift und ihre Zeichen richtig deutet, kann erkennen, was passiert. Er kann ihnen helfen. "Das System Baum ist nicht darauf ausgelegt, mit Menschen intensiv zusammenzuleben. Jeder Baum ist anders, man kann ihn nicht in eine DIN-Norm pressen", sagt Frank Löckenhoff-Stöcker, Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung. Ein Riss in der Rinde ist immer ein schlechtes Zeichen. Denn wenn die Spannung in der Haut nicht stimmt, liegen die Probleme darunter. Kann der Baum den betroffenen Ast nicht mehr halten? Manchmal muss man dem Baum helfen, indem man ihm einen Teil seiner Last abnimmt.

Schnitt hinter dem beblätterten Abzweig ansetzen

Bäume versuchen sich jedoch auch selbst zu helfen, soweit es in ihren Kräften steht. Anhand ihrer Narben erkennt man, womit sie kämpfen und wodurch ihnen Schaden zugefügt worden ist. Zu den selbstheilenden Kräften gehört die Überwallung, durch die der Baum versucht, seine Wunden zu schließen. Das so genannte Wundholz wird dann in jahrelanger Wachstumsarbeit von den Rändern her wulstartig über die Wunde gelegt. Elliptische Überwallungen bildet der Baum, wenn ihm durch einen Anfahrschaden oder einen falschen Schnitt von außen her Schäden zugefügt wurden. Ein richtig durchgeführter Astschnitt wächst hingegen rund zu. Ein schlechter Astschnitt kann den Baum abtöten, da er bei zu großen Wunden keine Energie mehr für die Überwallung aufbringen kann. "Große Schnittwunden sind Eintrittspforten für Pilze, der Baum braucht viel Energie um sich dagegen zu wehren. So verliert er seine Vitalität und ein kleiner Schnupfen kann zur lebensbedrohlichen Lungenentzündung werden", warnt der Fachagrarwirt vor unüberlegtem Baumschnitt.

Bei jedem Schnitt muss grundsätzlich auch an die Versorgung des stehengelassenen Astes gedacht werden. Überall dort, wo kein Saftzieher stehengelassen wurde, verhungert der Ast. Also: den Schnitt immer kurz hinter dem beblätterten Abzweig ansetzen.

Baumpflege: Mit Baumpflege sollte man helfend eingreifen, wenn der Baum mit seinen Problemen nicht mehr aus eigener Kraft klarkommt. Ein Baumpfleger, der Bäume beobachtet und begreift, weiß genau was zu tun ist, um einem Baum sinnvoll "unter die Äste zu greifen". Daher sollte man lieber einen Experten zurate ziehen, bevor man selbst zur Säge greift und dem Baum irreparable Schäden zufügt.

Beschnitt: Seit Generationen gilt die Regel, Bäume im Frühjahr und im Herbst zu schneiden. Diese Ansicht ist längst überholt. Moderne Baumpflege ist Sommerarbeit, denn im Frühjahr und im Herbst brauchen Bäume ihre Energie für Austrieb und Ruhephase. Schnitte direkt am Stamm verursachen größere Wunden und sollten auf jeden Fall vermieden werden. Viele kleine Schnitte sind besser als ein großer Schnitt. Ein Baum ist kein Strauch. Man sollte also nicht versuchen, ihn mit aller Gewalt klein zu halten. Wenn man Löcher in den Kronenmantel schneidet, bekommt der Wind eine größere Angriffsfläche und Äste können ausbrechen.