Geld für Verzweifelte
Im Pfandhaus gibt es gegen Waren wie Schmuck ein Darlehen. Der Nachteil: Die Gebühren sind sehr hoch.
Düsseldorf. Es ist der Kredit für jeden, der sonst nur schwer einen Kredit bei einer Bank erhält, wie etwa Hartz-IV-Empfänger. Im Pfandhaus gibt es Darlehen schnell, unbürokratisch und vor allem: ohne persönliche Haftung. Denn der Kredit ist durch das Pfand abgesichert. Das hat jedoch seinen Preis.
Manche Branchen kämpfen in Zeiten der Finanzkrise ums Überleben - das Pfandhausgeschäft dagegen boomt: Das Jahr 2008 war das erfolgreichste in der Geschichte der Branche. Mehr als eine Million Deutsche nutzten die Möglichkeit des Pfandkredits. Insgesamt wurde laut Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes in Düsseldorf eine Darlehenssumme von 510 Millionen Euro vergeben. Das ist zu beachten:
Gold, Uhren und Juwelen werden am häufigsten versetzt. Als Anlaufstelle stehen rund 200 private Pfandhäuser und eine Handvoll kommunaler Leihhäuser wie das Städtische Leihamt Mannheim zur Verfügung. Die Darlehenssummen reichen von wenigen Euro bis hin zu fünfstelligen Darlehensbeträgen; im Durchschnitt sind es 250 Euro. Manche holen ihr Pfand nach wenigen Tagen wieder ab, die meisten jedoch nach drei Monaten.
Der schnelle Kredit hat seinen Preis. Auf die Darlehenssumme fällt ein gesetzlich festgeschriebener monatlicher Zins von einem Prozent an. Hinzu kommt eine monatliche Gebühr, unter anderem für Schätzung und Lagerung.
Bei einem Kredit von 300 Euro mit einer Laufzeit von einem Monat fallen insgesamt drei Euro Zinsen an plus 6,50 Euro an Gebühren, insgesamt also 9,50 Euro. Vergleicht man das mit einem Bankkredit entspricht das einem Jahreszins von fast 38 Prozent! Bis zu einer Darlehenshöhe von 300 Euro sind die Gebühren festgeschrieben.
Darüber hinaus ist die Summe frei verhandelbar, in der Regel betragen sie zwischen zwei und drei Prozent der Leihsumme pro Monat. Bei 1.000 Euro Pfandkredit sind das nach einem Monat 10 Euro Zinsen, plus 20 bis 30 Euro an Gebühren, insgesamt bis zu 40 Euro. Nach drei Monaten summieren sich die Kosten bereits auf bis zu 120 Euro. Das entspricht einem Bank-Zinssatz von bis zu 48 Prozent im Jahr.
"Aus rein wirtschaftlicher Sicht ist ein Pfandkredit eine äußerst teure Möglichkeit, an Geld zu kommen", sagt Stefanie Laag von der Verbraucherzentrale NRW. Zum Vergleich: Wer sein Konto überzieht, zahlt je nach Bank zwischen 12 und 19 Prozent Überziehungszinsen. Bei einem Zinssatz von 16 Prozent fallen bei 300 Euro pro Monat vier Euro Zinsen an, überzieht man das Konto um 1.000 Euro, kostet das pro Monat rund 13 Euro Zinsen.
Wer auf einen Pfandkredit setzt, sollte sich Angebote von mehreren Pfandhäusern machen lassen, rät Verbraucherschützerin Laag. Denn der veranschlagte Wert des Pfandes wird von Haus zu Haus variieren. Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor Online-Pfandhäusern.
Potentielle Geldgeber bieten dort eine Kreditsumme dafür die Pfand-Objekte. Der Haken: Die professionelle Aufbewahrung des Pfandes ist nicht gewährleistet. Da im Internet eigene Leihkonditionen gelten, kommen hier oft astronomische Zinssätze zustande.