Wege aus dem Liebeskummer
Nach der Trennung sind eine absolute Kontaktsperre und viel Ablenkung z.B. durch Sport sinnvoll.
Berlin. Kluge Ratschläge und schlaue Sprüche für diese Situation gibt es genug: Sei froh, dass Du ihn los bist. Die Zeit heilt alle Wunden. Und wie bei vielen Lebensweisheiten ist an ihnen auch etwas dran. Dumm nur, dass sie einem gar nicht weiterhelfen, wenn tatsächlich das Herz aus Liebe schmerzt.
Dieser Schmerz darf, wenn nötig, durchaus gepflegt oder zumindest gelebt werden - jedenfalls für eine gewisse Zeit. Denn Liebeskummer kann eine Befreiung sein, sagt der Paartherapeut Volker Drewes aus Berlin. Doch auch diese Erkenntnis bedarf meist einiger Zeit.
Der Kummer um die Liebe setzt häufig schon lange vor der Trennung ein: Wenn einer der Partner merkt, dass der andere die Gefühle nicht erwidert. Doch richtig schlimm wird es erst nach Ende der Beziehung. "Liebeskummer kann nur der empfinden, der auch wirklich geliebt hat", ist die Psychologische Beraterin Silvia Fauck aus Hamburg überzeugt. Dann wirft nicht nur die unerwiderte oder erloschene Liebe so manchen aus der Bahn, sondern auch die geplatzten Träume und Pläne.
"Man hat bestimmte Versprechen mit der Beziehung verbunden, wenn die dann zerbrechen, tut das weh", sagt der Paartherapeut und Psychologe Jörg Wesner aus Hamburg. Zudem hätten die Menschen in der Regel ein Bild von dem anderen im Kopf. Von diesem Bild müssten sie sich verabschieden. "Dieser Abschied fällt schwer. Man hadert damit, dass die Realität nicht so ist, wie man dachte." Das schmerzt.
Es gibt unterschiedliche Strategien, wie man damit umgeht: "Wenn es hilft, kann man ruhig ein Foto des anderen zerreißen oder ein Geschenk wegschmeißen", rät Wesner. Das kann befreien. Schließlich fühle man sich durch eine Trennung meist irgendwie betrogen. "Und das macht wütend und zornig." Doch zerrissene Bilder und aus dem Fenster geworfene Lieblingsbecher verschaffen nur kurzfristig Genugtuung - meist muss der verlorene Partner fürs Erste auch anders aus dem Blickfeld verschwinden. Absolute Kontaktsperre ist dann angebracht.
"Wenn man jeden Tag zur Arbeit an dem gemeinsam geliebten Café vorbeifährt und dabei Wunden aufgerissen werden, sollte man vielleicht mal einen anderen Arbeitsweg wählen", schlägt Wesner vor. Wer sich jedoch mit diesen Gefühlen auseinandersetzen will, sollte besser gezielt dort hingehen, um seine Trauer zu zelebrieren. "Oft stecken ja noch ganz andere Gefühle und Enttäuschungen hinter dem Liebeskummer, da sollte man auch ein wenig reflektieren, sich selber kratzen", rät Drewes.
Bei vielen hilft Ablenken und Abreagieren. "Vor allem Männer stürzen sich dann gerne in übermäßigen Sport, viel Arbeit oder gleich die nächste Frau", sagt Fauck, die Liebeskummersprechstunden in Hamburg und Berlin anbietet. Das ist gar keine schlechte Idee. Denn Sport, Arbeit oder ein kleiner Flirt tun dem Selbstbewusstsein gut - eine neue Partnerschaft ist dagegen meist keine so clevere Idee. "Das sind dann oft nur Übergangsbeziehungen, ein kleiner Flirt ist da vielleicht die bessere Alternative", findet Wesner.
"Wichtig ist, dass man nicht in eine Opferrolle verfällt und sich gleichzeitig als Schuldigen sieht", erläutert Fauck. Viele gerieten in eine Art unbewusste Selbstbestrafung, weil aus alten Geschichten Schuldgefühle aufkommen. "Einige klagen sich selbst an und denken: "Hätte ich dies oder das in der ein oder anderen Situation doch anders gemacht"", erzählt Drewes. Solche Gedanken führten in der Regel aber zu nichts und entbehrten meist jeglicher Grundlage. Und schlimmer: Sie sorgen dafür, dass man sich im Kreis dreht.
Werden die schlaflosen Nächte zur Regel, sollte man sich fachmännische Hilfe holen. "Manchmal reicht es schon, einem Unbeteiligten seine Geschichte zu erzählen", sagt Silvia Fauck. Bei vielen geht es aber auch ohne Hilfe vorbei. Dann schmerzt die Trennung immer weniger, und die Gedanken an die alte Beziehung werden seltener. Klares Zeichen, dass man darüber hinweg ist: Man sieht wieder, dass auch andere Mütter schöne Söhne und Töchter haben.