Festgeld oder Tagesgeld: So tricksen Sie die Inflation aus
Düsseldorf. Viele Sparer verlieren Geld, weil ihre Kapitalanlagen weniger Zinsen erwirtschaften als durch Inflation verloren geht. Was lässt sich dagegen tun? Regelmäßige Börsencrashs und die globale Finanzkrise verunsichern Anleger.
Nicht verwunderlich, dass die Managementberatung Roland Berger in einer aktuellen Studie herausfand, dass „im Vordergrund von Anlegerwünschen derzeit Absicherung und Vermögenserhalt stehen“.
In die gleiche Richtung zielen die Bemühungen der deutschen Lebensversicherer, die anstatt auf Rendite zu setzen, immer mehr Lebens- und Rentenpolicen mit Kapitalgarantien oder Höchststandsicherung auf den Markt bringen. Darüber hinaus stellten die Berater von Roland Berger fest, dass immer mehr vermögende Privatanleger ihre Finanzberater nach einfachen Anlageprodukten fragen. Die Zeiten, in denen renditeträchtige, komplexe Fonds-, Derivate- oder Zertifikat-Konstruktionen bevorzugt wurden, scheinen vorerst vorbei.
Die meisten Sparer möchten aber nicht nur die Inflationsrate ausgleichen, sondern nach Abzug von Geldentwertung und Kapitalsteuern einen Gewinn übrig behalten. Erste Voraussetzung dafür ist eine positive Realverzinsung des Anlagekapitals. Das bedeutet: Die getätigte Geldanlage muss unterm Strich mehr Ertrag abwerfen, als durch Inflation verloren geht. Bei einer aktuellen Inflationsrate von 2,3 Prozent kommen Anleger also erst oberhalb dieser Rate in den grünen Bereich. Ist der Sparerpauschbetrag von 801 Euro bereits ausgeschöpft, muss der Ertrag um weitere 25 Prozent steigen, damit ein Nettogewinn herausspringt.
Um auf diesen Ertrag zu kommen, muss die Rendite der Geldanlage um ein Drittel höher liegen als die Inflationsrate. Das bedeutet, dass Anleger erst ab einem Sparzins von mehr als 3,0 Prozent mit Sicherheit einen Nettogewinn erzielen. Welche Geldanlagen schaffen das?
Mit flexiblen Tagesgeldern ist das kaum drin. Lediglich zwei Angebote des Biallo-Tagesgeldvergleichs schaffen es aktuell, die Drei-Prozent-Marke zu knacken: Die PSD Bank Rhein-Neckar-Saar bietet 3,0 Prozent Zinsen, allerdings nur für frisch zur Bank fließendes Geld und auch nur bis Ende des Jahres. Der Anlagebetrag ist auf 20.000 Euro begrenzt, darüber hinausgehende Einlagen verzinsen sich mit 1,77 Prozent. Das Advanzia-Konto der gleichnamigen Bank bietet ebenfalls 3,0 Prozent Zinsen, dies jedoch erst für Einlagen ab 5.000 Euro und auch nur noch bis Ende September. Zudem ist das Angebot auf Neukunden beschränkt. Ab Oktober fällt der Zinssatz wohl auf den allgemeinen Tagesgeld-Zins von aktuell 2,62 Prozent zurück.
Ohne jegliche Einschränkung kommt hingegen das Tagesgeldkonto der Bank of Scotland aus, das allen Kunden für Spareinlagen einheitlich 2,6 Prozent Zinsen gutschreibt — damit ist ein realer Zinsgewinn auch nach Steuern möglich, sofern der Sparerpauschbetrag von 801 Euro nicht ausgeschöpft ist. Wer beim Sparerpauschbetrag noch Luft hat, kann auf eine ganze Reihe weiterer Angebote setzen und seine Spareinlagen wachsen lassen.
Während kurzfristige Festgelder - ähnlich wie Tagesgeldkonten - Mühe haben, einen Netto-Zinsgewinn nach Abgeltungsteuer zu erwirtschaften, wird es für Zinssparer ab einem Jahr Laufzeit interessant: Zahlreiche Banken bieten gleich drei Prozent Zinsen, darunter die Credit Europe Bank, die Bank of Scotland, die IKB Direkt und die VTB Bank. Allerdings fordert die IKB wenigstens 5.000 Euro Spareinlage und die Credit Europe Bank mindestens 2.500 Euro. Bei der VTB Bank kommen Sparer bereits ab 500 Euro zum Zuge, die Bank of Scotland begnügt sich mit einem Euro.
Wer Geld für zwei Jahre fest anlegt, der kann Verluste durch Inflation und Kapitalertragssteuern ohne Mühe umgehen. Topanbieter wie die österreichische Autobank oder die niederländische Credit Europe Bank erfreuen Sparer mit 3,37 bzw. 3,35 Prozent Guthabenzins. Knapp dahinter folgen die türkische Deniz Bank mit 3,31 Prozent Zinsen sowie die holländische Garanti Bank mit 3,3 Prozent.
Beste deutsche Anbieter sind derzeit die ABC Bank mit 3,1 Prozent und die Mercedes Benz Bank mit 3,0 Prozent Zinsen. Beide Institute bieten Einlagensicherung in Millionenhöhe, die ABC Bank ermöglicht zudem vierteljährliche Zinszahlung.
Wer Geld für drei Jahre festschreibt, der erntet Zinsen deutlich oberhalb der aktuellen Inflationsrate. So bietet die VTB Bank derzeit attraktive 4,0 Prozent bei 36 Monaten Laufzeit, die Santander Consumer Bank offeriert 3,75 Prozent, die Autobank 3,67 Prozent und die ABC Bank 3,6 Prozent. Allerdings steigt mit längerer Laufzeit die Gefahr, dass wachsende Inflationsraten die Sparzinsen rasch steigen lassen. Damit könnte die jetzt festgeschriebene Verzinsung bald überholt sein. Ein Zinsanstieg um zwei Prozentpunkte binnen 20 oder 30 Monaten ist keine Seltenheit. Wer jedoch zunächst auf kurze Festgeld-Laufzeiten oder gar Tagesgeld setzt, kommt unterm Strich nur ins Plus, wenn die Guthabenzinsen für Spargelder rapide ansteigen.
Beispiel: Ein Sparer verwahrt sein Kapital zunächst auf einem Tagesgeldkonto mit 2,4 Prozent Zinsen statt auf einem Festgeldkonto zu 4,0 Prozent auf. Damit der Anleger nach drei Jahren auf einen gleichwertigen Ertrag wie der Vier-Prozent-Sparer kommt, müsste das Tagesgeld binnen sechs Monaten bis auf 4,3 Prozent steigen — eine sehr ambitionierte Annahme.
Fazit: Die Zinsentwicklung ist nur schwer vorherzusagen. Oft kommt es anders, als selbst Experten prognostizieren. So könnten die Zinsen auch wieder den Weg nach unten antreten, wie es derzeit bei längerfristigen Festgeldern der Fall ist. Dann sehen vier Prozent auf drei Jahre aus wie der Zins-Sonnenschein in den Wolken der Finanzkrise.