Junge Sparer sollten sich nicht zu lange binden
Bei der Altersvorsorge besitzen viele Kunden unflexible Produkte. Veränderungen können dann teuer werden.
Stuttgart. Rentenpolice, Riestersparplan oder Bausparen — selbst junge Sparer setzen für ihre Altersvorsorge oft auf solche sicheren Produkte. Das kann allerdings ein Fehler sein: „Unsere Beratungserfahrung zeigt, dass gerade junge Leute oft zu unflexible Produkte besitzen, die sie nicht oder nur unter Inkaufnahme hoher Kosten an Veränderungen anpassen können“, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.
Bei diesen Produkten dauere es viele Jahre, bis der Anleger aus den roten Zahlen kommt. „Denn erst wenn die hohen Abschlusskosten durch entsprechende Erträge bezahlt sind, beginnt die Anlage, sich zu rentieren.“
Die Abschluss- und Vertriebskosten werden in den ersten Jahren von den eingezahlten Beiträgen abgezogen. „Bis ein über 40 Jahre abgeschlossener Rentenvertrag im Plus landet, dauert es bei normaler Kostenbelastung rein rechnerisch rund 20 Jahre.“
„Junge Sparer sollten flexibel bleiben“, empfiehlt der Finanzexperte. Denn mit Anfang 20 seien die Bedürfnisse noch andere als mit Anfang 30 oder Anfang 40. „Vielleicht will man bald ein eigenes Auto kaufen oder in eine eigene Wohnung ziehen, die dann auch neu eingerichtet werden muss.“ Solche großen Anschaffungen komplett über einen Kredit zu finanzieren, hält Nauhauser für nicht ratsam.
„Diese Kredite kosten oft sieben Prozent und mehr. Man kann das machen, aber wer dafür immer das nötige Kleingeld beiseite gelegt hat, kommt in der Vermögensbildung schneller auf einen grünen Zweig.“
Eine solide Altersvorsorge wird am besten vorausschauend geplant, findet Nauhauser. „Zuerst sollte ein kleines Vermögen als Reserve aufgebaut werden.“ Dazu geeignet seien Tagesgeldkonten. Laut FMH-Finanzberatung bekommen Kunden bei guten Angeboten derzeit bis zu 1,66 Prozent Zinsen.
Etwas mehr Zinsen gibt es auf Festgeldkonten. Bei einer Laufzeit von zwei Jahren gibt es bis zu zwei Prozent Zinsen.
Erst wenn ein gewisser Grundstock aufgebaut ist, könnten größere Beträge in Sparbriefe oder Investmentfonds fließen. „Aber auch bei kleinen Summen oder Sparraten raten wir dringend dazu, die Risiken zu streuen, etwa über Sparpläne in Aktienindexfonds, die einen weltweiten Aktienindex nachbilden“, rät Nauhauser. So bleiben Sparer sehr flexibel und vermeiden unnötig hohe Abschlusskosten.