Auch mit Babys in die Sauna?
Laut einer Studie schadet ein kurzer Gang den Kindern nicht, aber ob er gesundheitsfördernd ist, bleibt unklar.
Magdeburg. Schwitzen, Abkühlen, Ausruhen: So sieht das normale Saunaprogramm aus - für Erwachsene ebenso wie für Babys. Von Wolfsburg bis Duisburg, von Halle bis Meißen bieten Saunen immer öfter das Schwitzen mit den Kleinsten an. Sie werben unter anderem damit, dass Saunen die Abwehrkräfte und das Herz-Kreislaufsystem der Babys stärkt. Was für die Großen gut ist, nützt auch den Kleinen, lautet die These. Ob die Sauna den Babys gut tut, sei unbekannt, sagt dagegen Prof. Gerhard Joch, Direktor der Universitätskinderklinik Magdeburg. Andere Mediziner sehen sogar eine Gefahr darin. Hier einige wichtige Fragen im Überblick:
In der Regel bieten die Betreiber Babysauna-Kurse an. Der Deutsche Sauna-Bund in Bielefeld rät Eltern, mit ihren Kindern die mittlere Saunabank zu benutzen und die Babys zunächst nur drei Minuten schwitzen zu lassen. Später könne die Zeit auf sechs Minuten ausgedehnt werden. Die Temperatur sollte unter der Decke rund 75 Grad betragen, die Luftfeuchte ungefähr 15 Prozent. Aufgüsse und Honig-, Salz- oder Schokolade-Anwendungen seien tabu. Mehr als zwei Saunagänge sollten es für Babys nicht sein.
Beim Saunieren sitzen die Kinder laut dem Sauna-Bund am besten nackt auf dem Schoß der Eltern, sie liegen im Arm oder auf einem Liegetuch. Wird das Kind unruhig, sollte die Sauna sofort verlassen werden. Nach dem Schwitzen sei schonendes Abkühlen wichtig: Eltern sollten ihr Kind an der frischen Luft und von Hand mit lauwarmem Wasser erfrischen. Nach dem Saunagang ist Ruhe wichtig.
Dazu gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Der Sauna-Bund empfiehlt, die ärztliche U4-Früherkennungsuntersuchung im dritten oder vierten Lebensmonat abzuwarten. Diese sollte keine Probleme ergeben haben. Edith Wolber vom Deutschen Hebammenverband in Karlsruhe findet das zu früh - sie kann sich eine Babysauna für Kinder ab einem Jahr vorstellen. Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Köln rät, bis zum zweiten oder sogar dritten Lebensjahr zu warten.
Der Sauna-Bund bezieht sich auf Studien, nach denen das Saunieren eine gesundheitsfördernde Wirkung hat. Bei Kindern würden das Herz-Kreislauf-System gestärkt und die Abwehrkräfte aktiviert. Sie erkrankten dann seltener an Asthma, grippalen Infekten oder Bronchitis. Außerdem seien sie nach dem Saunagang entspannter und schliefen besser. Ulrich Fegeler hält die Babysauna dagegen für ein reines Lifestyle-Produkt: "Das gehört zu den Dingen, die überhaupt nicht sein müssen." Für das Immunsystem des Kindes sei Saunen nicht förderlich.
Kinderarzt Fegeler ist dieser Ansicht: Die Sauna stelle eine erhebliche Belastung für das Herz-Kreislaufsystem dar, sagt er. Außerdem könnten Babys die Hitze viel schlechter ausgleichen als Erwachsene. Wenn Eltern unbedingt mit ihrem Baby in die Sauna wollten, "sollen sie bitte auch selbst die Risiken tragen".
Eine Studie der Universitätskinderklinik Magdeburg ergab dagegen, dass Babys die Sauna-Hitze ohne negative Folgen gut vertragen. An der Untersuchung nahmen 47 gesunde Kinder im Alter zwischen 3 und 14 Monaten teil. Sie waren erst beim Babyschwimmen und saßen danach für drei Minuten auf dem Schoß ihrer Eltern in einer Finnischen Sauna. "Ich war davon ausgegangen, dass die Sauna problematisch für die Kinder ist", sagt Prof. Gerhard Jorch. Umso überraschter sei er über das Ergebnis gewesen. Demnach kam es in keinem Fall zu einer Überhitzung, und es wurden keine Anzeichen eines Kollapses beobachtet. Die Kinder schienen in der Lage zu sein, die kurze Hitzephase ausgleichen zu können, so das Fazit. Doch auch Prof. Jorch betont: Durch die Studie sei zwar gezeigt worden, dass die Hitze den Kindern nicht schadet. Ob sie ihnen gut tut, bleibe aber ungeklärt.
Die letzte Mahlzeit der Babys sollte nicht länger als zwei Stunden zurückliegen, rät der Deutsche Sauna-Bund. Ein zu voller Magen sei aber ebenfalls schlecht, weil das Kind erbrechen könnte. Prof. Jorch sieht die größte Gefahr darin, dass sich die Kinder aufgrund einer Unachtsamkeit ihrer Eltern am Saunaofen verbrennen oder in einer unsauberen Sauna einen Infekt holen. Der Sauna-Bund warnt Eltern vor übertriebenem Ehrgeiz oder zu großer Motivation und rät, die Zeichensprache des Kindes zu beobachten. Und schließlich heißt es auch dort: Die Verantwortung liegt bei den Eltern.