Bei hoher Kaiserschnittrate kritisch nachfragen

München (dpa/tmn) - Entbindungen per Kaiserschnitt nehmen zu. Üblich ist das aber nicht. Deshalb raten Experten werdenden Eltern, bei Kliniken mit hoher Kaiserschnittrate nach den Gründen zu fragen.

„Verzeichnet eine normale Klinik eine Rate von 50 Prozent, muss einem das zu denken geben“, sagte Prof. Klaus Friese, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Er äußerte sich „erschreckt“ über die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Danach kam im Jahr 2009 schon fast jedes dritte Kind im Krankenhaus per Kaiserschnitt zur Welt.

„Die Rate ist sehr hoch, finde ich“, sagte Friese, der die Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Uniklinikum München leitet. Seiner Einschätzung nach sind es nicht die Frauen, die auf einen Kaiserschnitt drängen. Natürlich gebe es werdende Mütter, die sich auch danach erkundigen. Das sei aber eher in dem Sinn: „Welches ist die beste Entbindungsform?“ Und das sei bei einer Schwangerschaft ohne Risiken immer die normale, spontane Geburt.

Im Prinzip seien die Risiken bei einer Vaginalgeburt und einem Kaiserschnitt zwar gleich. Allerdings würden bei einem Kaiserschnitt „Risiken für die nächste Schwangerschaft eingekauft“, erläuterte der Mediziner. Als Beispiel nannte er die Gefahr, dass sich der Mutterkuchen in der alten Kaiserschnittnarbe festsetzen kann.

Auch die Argumente, wonach Frauen immer später gebären oder inzwischen häufiger eine Kinderwunschbehandlung hinter sich haben, spricht Friese zufolge nicht für einen Kaiserschnitt. Das impliziere zwar oft einen Kaiserschnitt, medizinisch sei er aber nicht immer angezeigt - auch nicht, wenn eine Frau zuvor bereits per Kaiserschnitt entbunden wurde.

Grundsätzlich sei zu unterscheiden, ob es sich um normale Krankenhäuser handelt oder um spezialisierte Zentren wie seines in München. Dort gebe es viele Hochrisikoschwangerschaften, bei denen eine Frühgeburt oder Kaiserschnitt nicht immer zu vermeiden sei.