Globale Datenbank gegen die Grippe

Mit Hilfe einer Online-Plattform sollen Impfstoffe gegen Viren bald viel schneller entwickelt werden können.

Bonn. Es geht um Grippeviren, um die Angst vor Pandemien und darum, Forschern weltweit die Möglichkeit zu geben, Impfstoffe und Medikamente gegen neuartige Viren schneller entwickeln zu können. Der Schlüssel dazu soll eine weltweite Grippeerreger-Datenbank sein. Gestern haben Wissenschaftler aus 180 Ländern in Bonn über die Möglichkeiten dieser neuartigen Plattform diskutiert.

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wird die Datenbank mit dem Namen EpiFlu künftig betreiben. Sie hat sie mit dem Friedrich-Löffler-Institut für Tiergesundheit, dem Max-Planck-Institut für Informatik und der GISAID-Stiftung entwickelt, auf deren eigener Datenbank die neue Plattform basiert.

Die Notwendigkeit einer solchen Erreger-Datenbank erkannte der heutige Präsident der Stiftung, Peter Bogner, bereits Anfang 2006. Weltweit machten sich damals Experten Sorgen um die Vogelgrippe und ihre Auswirkungen auf Mensch und Tier.

Doch es gab Probleme beim Austausch von Informationen über das Virus, da es dafür keine Struktur gab. Zudem hätten Länder und auch Forscher die Datenweitergabe oft blockiert, weil sie um Urheberrechte fürchteten oder patentrechtliche Bedenken hatten, erläutert Bogner. Der US-Geschäftsmann ergriff die Initiative und wenig später kündigten 70 Wissenschaftler gemeinsam mit ihm die Gründung von GISAID („Global Initiative on Sharing all Influenza Data“ — Globale Initiative zur Nutzung aller Influenza-Daten) an.

Im Auftrag der Initiative entwickelten Anwälte ein Abkommen für den Zugriff auf eine globale Datenbank. Jeder kann die dort hinterlegten Daten nutzen, muss sich aber identifizieren. Bestehende Rechte an den Daten bleiben gewahrt. Dass der Influenza-Virus eine besondere Bedeutung hat, zeigt allein ein Blick auf die Zahlen: Jährlich erkranken bis zu fünf Millionen Menschen weltweit daran, bis zu 500 000 sterben.

Mittlerweile sind in der globalen Datenbank rund 63 000 Untersuchungen zu bekannten und neuartigen Grippeviren erfasst — zur Verfügung gestellt von Wissenschaftlern aus aller Welt.