Rate der „Zeckenkrankheit“ FSME niedrig

Weimar (dpa) - Unter den europäischen Ländern, in denen die von Zecken übertragene Virusinfektion FSME auftritt, hat Deutschland eine relativ geringe Erkrankungsrate aufzuweisen.

Auf 100 000 Einwohner kämen statistisch 0,36 FSME-Fälle, sagte der Wissenschaftler Jochen Süss vom Friedrich-Loeffler-Institut am Mittwoch in Weimar. Weitaus höher falle die Erkrankungsrate in Osteuropa aus. Europäischer Spitzenreiter ist demnach Estland vor Slowenien, Lettland und Litauen. Süss leitet das nationale Referenzlabor für von Zecken übertragene Krankheiten in Jena. In Weimar beginnt an diesem Donnerstag ein internationaler Kongress zu Erkrankungen durch Zecken. Dazu werden bis Samstag rund 170 Fachleute aus 28 Ländern erwartet.

Die Wissenschaftler warben trotz der geringen Erkrankungszahlen für die Schutzimpfung gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) in den Risikogebieten und bei Reisen in entsprechende Regionen. Grund sind die oft schweren Krankheitsverläufe. Eine Studie am Klinikum Pforzheim über die Langzeitfolgen habe ergeben, dass nur knapp ein Fünftel der Betroffenen nach zehn Jahren vollständig genesen sei, sagte der Pforzheimer Mediziner Reinhard Kaiser. Fast ein Drittel sei gestorben, mehr als die Hälfte kämpfte mit Dauerfolgen. „Und gegen die Langzeitfolgen kann man nicht viel machen.“ Einbezogen wurden 57 in den Jahren 1994 bis 1999 erkrankte Menschen. Trotz der geringen Zahl an Studienteilnehmern sei dies die weltweit größte Erhebung über einen solch langen Zeitraum, hieß es.

Deutschland sei bei der FSME zweigeteilt, relativierte Süss. „In Süddeutschland konzentrieren sich die Fälle, in Norddeutschland gibt es faktisch keine.“ In den 136 als Risikogebiete ausgewiesenen Stadt- und Landkreisen vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Teilen Thüringens erkrankten im Schnitt drei bis vier von 100 000 Menschen.

Den deutschen Gesundheitsbehörden wurden nach Angaben des Loeffler-Instituts in den vergangenen Jahren zwischen 250 und 400 Erkrankungsfälle jährlich gemeldet. In diesem Jahr erkrankten bislang mindestens zwei Menschen. Nur etwa jeder dritte mit dem FSME-Virus Infizierte wird den Fachleuten zufolge auch wirklich krank.

Die häufigste von Zecken übertragene Krankheit in Deutschland ist mit 50 000 bis 100 000 Fällen pro Jahr jedoch die Borelliose. Sie wird durch Bakterien (Borrelien) ausgelösten und ist mit Antibiotika behandelbar. Die FSME-Schutzimpfung hilft gegen Borreliose nicht. Zum Ausbruch von Borreliose komme es nur bei drei Prozent der Infizierten.