Diven auf der Fensterbank: Cymbidien haben es nachts gerne kühl

Neukirchen-Vlyun (dpa/tmn) - Die Orchideen Frauenschuh und Phalaenopsis sind beliebt auf der Fensterbank. Aber eine einst gefragte Gattung ist in Vergessenheit geraten: die Cymbidie. Gönnt man der Diva einen guten Standort und nachts Kühle, ist sie recht umgänglich.

Die prachtvollen Blütenrispen der Cymbidie recken sich aus den dichten, grünen Blattbüscheln. An den kräftigen Stielen, die je nach Sorte leicht gebogen sind oder elegant überhängen, sitzen die bis zu zwölf Zentimeter großen Blüten. Ihr Farbenspektrum reicht von Weiß und zartem Rosa bis zu Rot und Braun. Auch gelbe und grünliche Blüten findet man. Manche Sorte verbreitet einen angenehmen Duft.

„Cymbidien tragen den Charme der 70er und 80er Jahre“, erläutert der Orchideenzüchter Jörg Frehsonke aus Neukirchen-Vlyun in Nordrhein-Westfalen. Diese Gattung war als Zimmerpflanze vor 30 Jahren sehr gefragt - und auch als Schnittblume, denn sie hält in der Vase drei Wochen. Heute erfreuen die Pflanzen vor allem Liebhaber.

Die Orchideengattung ist hauptsächlich in Südostasien verbreitet. „Von Nordindien bis China sowie in Ost-Australien sind Vertreter der Cymbidien zu finden“, erläutert Frehsonke. „Die bei uns als Topfpflanzen kultivierten Formen stammen vorwiegend von den Arten aus temperiert kühlem Monsunklima ab“, sagt Bert Klein, Gärtnermeister im Orchideenrevier des Botanischen Gartens München-Nymphenburg.

Cymbidien gedeihen am besten an einem eher kühlen Standort. Vor allem nachts ist es wichtig, dass die Temperatur abgesenkt wird. Diese Bedingungen finden die Pflanzen heute in den gut isolierten und gut geheizten Häusern nicht mehr so oft vor. Ideal sind die eleganten großen Orchideen aber für kühle Wintergärten.

Anders als viele andere Orchideen wachsen Cymbidien terrestrisch - sie wurzeln im Boden. Als Substrat hat sich ein nährstoffarmes Produkt bewährt, das Feuchtigkeit speichert und gut durchlüftet ist. Während die frühen Sorten im September mit der Blüte beginnen, setzt die Blüte der späten Sorten erst zum Ende des Winters ein.

„Nach der Blüte beginnt das Wachstum“, erläutert Frehsonke. Dann ist es Zeit, die Grundtemperatur im Raum zu erhöhen und die Pflanzen regelmäßig zu gießen. Es wird auch mehr gedüngt - im Vergleich zu vielen anderen Orchideen haben Cymbidien einen hohen Nährstoffbedarf. „Wöchentlich gibt man etwas Dünger ins Gießwasser“, sagt der Orchideenzüchter. Allerdings betont Frehsonke auch: „Die Dosis ist das Gift.“ Flüssigdünger sollte immer genau nach Anweisung gegeben werden und grundsätzlich sparsam.

„Im Sommer können die Pflanzen draußen stehen“, sagt Klein. Unter einem Kirsch- oder Apfelbaum hätten sie ideale Bedingungen. Dort bekommen die Pflanzen keine direkte Sonneneinstrahlung ab. „Im Herbst, wenn die Bulben ausreifen, benötigen die Cymbidien viel Licht“, erklärt Frehsonke. Bulben sind verdickte Teile, die als Wasser- und Nährstoffspeicher dienen.

Ihre Blüten bilden Cymbidien wieder, wenn im Spätsommer die Temperatur in der Nacht abgesenkt wird. Das geschieht an einem Standort im Freien von Natur aus. Allerdings müssen die Pflanzen vor dem Herbst und den ersten Nachtfrösten ins Haus geholt werden. „Man stellt Cymbidien so hell wie möglich, vermeidet aber, dass sie in der prallen Mittagssonne stehen“, erklärt Frehsonke.

Heizungsluft sollten sie nicht direkt abbekommen, denn trockene Luft fördert den Befall mit Schädlingen wie Spinnmilben. Die Temperaturen sollten am Tag bei bis zu 20 Grad liegen und in der Nacht bei etwa 12 Grad. „Grundsätzlich sind die meisten Hybriden etwas robuster und sie verzeihen ein bisschen mehr“, so Frehsonke. Hat der Hobbygärtner den Dreh mit dem Wachstumsrhythmus raus, erweisen sich Cymbidien nicht nur als unkompliziert, sondern sie wachsen auch gut.